Montag, 25. Juli 2016

Volunteering und Wellenreiten in Sri Lanka



Wer Lust hat einen etwas anderen Urlaub in Sri Lanka zu erleben, der ist bei Dilip Kumara in Hikkaduwa/Galle gut aufegoben. Der engagierte Singhalese hat mit der Unterstützung einiger Finnen zwei kleine Schulen für die Kinder armer Familien gegründet. Eine Vorschule, die nach Montessouri arbeitet und eine Förderschule, die die Kinder am Nachmittag unterstützt. Es besteht die Möglichkeit bei Dilips Familie zu wohnen, dort das Leben einer Familie in Sri Lanka zu erleben und stundenweise im Projekt mitzuhelfen. Daneben gibt Dilip aber auch Unterricht im Wellenreiten in Galle und kann auch sonst alle gewünschten Ausflüge organisieren. Wer sich gerne näher über das Schulprojekt informieren möchte, kann dies unter "telluschool.blogspot.com" tun. Dilips Telefonnummer ist +94775481031, seine email rpdilipkumara@yahoo.com. Ich kann auch gerne bei der Kontaktaufnahme unterstützen. Meldet euch einfach unter: miwolff17@gmail.com

Montag, 2. Mai 2016

Letzte Station

Noch immer hatte ich keine Gelegenheit mehr zum Schreiben. Inzwischen wuesste ich bei all den vielen Eindruecken und Erlebnissen auch gar nicht mehr wo ich anfangen sollte. Nach dem 10 taegigen "Visarunning"in Sri Lanka bin ich nun wieder in Indien. Ein paar Tage bin ich vor der unertraeglichen Hitze in die Berge gefluechtet. Jetzt hat die heisse Kuestenregion mich wieder. Amma macht nach ihrer Rueckkehr noch eine kurze Tour in 2 Staedten in der Naehe des Ashrams - und ich bin mit dabei. Gestern abend kam sie auf dem Schulgelaende an, auf dem die Veranstaltung stattfindet und die begleitende Tourgruppe untergebracht ist. Gefeiert wie ein Star. Ich konnte sie kaum sehen, so umringt war sie von den begeisterten Menschenmassen. Fuer jemanden wie mich, dem Personenkult voellig fremd ist, schon sehr gewoehnungsbeduerftig. Wegen der Hitze hat die Regierung alle Veranstaltungen zwischen 11 und 17 Uhr verboten. Die Darshans (Umarmungen) werden daher die ganze Nacht ueber stattfinden. Ich bin sehr gespannt auf die naechsten Tage - und Naechte. Zum Abschluss habe ich dann noch einige Tage im Ashram und am 12.05.16 geht es zurueck in die Heimat! Ich freue mich auf jeden Fall auf moderate Temperaturen und vertraute Gesichter.....

Freitag, 15. April 2016

Mir geht es gut

Da mein tablet kaputt ist und ich dadurch nicht zum Schreiben komme, hier nur ein kurzes Lebenszeichen. Nach einer Woch im Ashram von Amma in Indien, bin ich so neugierig auf diese Frau, dass ich sie unbedingt live erleben moechte. Da sie bis Anfang Mai noch auf Tour ist und mein Visum dann auslaeuft, bin ich nun auf dem Weg nach Sri Lanka, um von dort ein neues Visum zu beantragen. Meine Heimkehr verschiebt sich dadurch auf Mitte Mai.Ich hoffe, ich komme bald dazu mehr zu berichten....... 

Samstag, 2. April 2016

Im Kloster

Das Waldkloster WAT TAM WUA liegt an einem besonderen Ort. Von zwei Seiten umgeben von schroffen Felswaenden fuehle ich mich am Ende der Welt und passend dazu versagen auch Telefon und Internet. Das Gelaende ist ueppig bewachsen, die Wiesen warden staendig gesprengt und ein Bergbach sowie zwei Teiche unterstuetzen das Empfinden in einer Oase angekommen zu sein.
Ich habe Glueck und become einen der ca. 30 Holzhuetten mit eigenem Bad. Das Bett besteht au einer wunderschoenen massiven Teakholzplatte, ein Billigholz-Lattenrost waere mir lieber.Es gibt eine duenne Auflage, ein Kissen und zwei Fliessdecken- immerhin, ich habe schon von hoelzernen Kopfstuetzen gelesen. Zum Glueck ist das Bettzeug meiner VorgaengerIn noch nicht weggeraeumt und ich nutze die Sachen um meine Unterlage ein wenig aufzupolstern.
Der Tagesablauf ist streng getacktet.(siehe Foto), die Meditationseinheiten sind eingeteilt in “Unterricht”, Geh- und Sitzmeditation oder Sing- und Sitzmeditation am Abend. Hauptthemen sind die Achtsamkeit und das Beobachten der Gedanken. Damit habe ich mich auch in der Woche vorher schon befasst, aber so ohne jegliche Ablenkung faellt mir die Umsetzung doch etwas leichter.
Im Kloster leben gerade einmal 5 Moenche (+2-3 Gastmoenche), dafuer ueben sich aber 70-80Gaeste in der Kunst der Meditation und des kloesterlichen Lebens. Ca.10 ThailaenderInnen sind darunter, der Rest kommt aus der ganzen Welt. Ich bin erstaunt so viele junge Menschen zu sehen. AltersgenossInnen sind eher die Aussnahme – ausser unter den Thais.
Aeusserlichkeiten verlieren schnell ihre Bedeutung. Im Bad haengt keine Spiegel und die Kleiderauswahl wird zwischen weisser Garnitur 1 und weisser Garnitur 2 getroffen, je nachdem welche man gerade im Waschbottich eingeweicht hat.
Mich dem Zeitplan anzupassen faellt mir erstaunlich leicht. Dai ich abends um 21 Uhr todmuede einschlafe, ist das Aufstehen um 5 Uhr gar nicht so schwer. Dass es mir nichts ausmacht von 12 Uhr mittags bis um 7 Uhr am naechsten Morgen nichts mehr zu essen erstaunt mich dagegen sehr. Und die Langsamkeit mit de rich die beiden, aus Reis und Gemuese bestenden  Mahlzeiten  verspeise, die erstaunt mich noch viel mehr. Schweigen ist keine Pflicht, wer dies moechte kann sich ein “silent and happy” Schildanstecken. Ich finde, ich habe auf meiner Reise schon oft genug geschwiegen……
Was mire her Probleme bereitet sind die Rituale. Dem Moench begegnet man (und besonders Frau)nicht auf Augenhoehe. Die thailaendischen Frauen machen es vor: Hinknien, Haende falten und Blick senken. Vor dem Fruehstueck knien alle “Schueler” in einer grossen Runde, die Moenche gehen rundum und erhalten von jedem einen (symbolischen)Loeffel Reis. (Normalerweise gehen buddhistischedie Moenche frueh morgens durch die Strassen und sammeln dort Essensspenden fuer ihre Mahlzeit). Beim Mittagessen rutschen die Frauen in Drierreihen auf Knien vor die Buehne, auf der die Moenche sitzen und offerieren dem Abt die verschiedenen Speisen.Nachdem alle Moenche sich bedient haben,bringen die am anderen Ende der Reihe knienden Maenner die Restezu den Buffettischen fuer die Allgemeinheit- Maenner und Frauen natuerlich getrennt.
Was fuer die glaeubigen asiatischen Buddhisten eine grosse Ehre bedeutet, ist fuer mich und vermutlich die meisten Westler sehr gewoehnungsbeduerftig. Respekt in dieser Form auszudruecken faellt mir schwer. Mir kommen eher Begriffe wie Unterwuerfigkeit und Demut in den Sinn, letzteres empfinde ich manchmal angesichts grossartiger Naturerscheinungen, im religioesen Bereich habe ich damit meine Schwierigkeiten. Aber ich habe mich ja bewusst auf dieses Abenteuer eingelassen…….
Auf das abendliche Singen freue ich mich besonders. Die ersten Male singe ich noch voller Inbrunst die fremden Worte, deren Sinn sich in der englischen Uebersetzung, die auch gesungen wird, zumindest teilweise erschliesst. Doch verliere ich bereits am 3. Abend die Lust an diesem monotonen Sprechgesangund wehmuetig denke ich an die lebendigen und verbindenden Singkreise zuhause.
Trotzdem ist e seine tolle Erfahrung. Die Intensitaet der Meditationen, die Schoenheit der Natur, die Ausstrahlung des Ortes, die Gastfreundschaft der Moenche und die netten Kontakte sin des allemal wert meine kritischen Befindlichkeiten zurueckzustellen.


Die internetfreie Zeit im Kloster hat ihren Preis. Ich merke zu spaet, dass die Bezahlung meines online visums fuer Indien nicht funktioniert hat. Nachdem ich 2 Tagevergeblich versuche per email, Telefonhotline und Botschaftsbesuch mein Visum zu retten, gebe ich schliesslich auf, lasse meinen Flug verfallen und stelle einen neuen Antrag. Erinnerungen an meine Ohnmachtsgefuehle in der ugandischen Einwanderungsbehoerde warden wach. Damals waren es die ignoranten Beamten, dieses mal sind es die seelenlosen Computer am anderen Ende der Leitung.  Nach nur 10 Stunden (statt der angekuendigten 72) habe ich den positive Bescheid im Postfach………….ich versuche aus der unfreiwilligen Verlaengerung das beste zu machen und nutze die Zeit u.a. fuer einen Besuch im Elefantenpark.  

Falls ihr euch ueber die Schreibweise wundert, das display meines tablets ist leider yzu Bruch, so dass ich eine englisch/asiatische Tastatur im Internetcafe nutzen muss..... 

Da kommt keine Langeweile auf...
Hier fuehrt die nachmittaegliche Gehmeditation vorbei..
Meditationsplatz am Wasserfall
Die Oase..
guter Ueberblick
vor dem abendlichen Singen

Sonntag, 20. März 2016

Pai, die Hochburg des chillens

Als ich mit dem Taxi vom Flughafen in Chiang Mai, der zweitgrößten thailändischen Stadt im Norden des Landes zu meinem Guesthouse fahre, fühle ich mich wie in Europa. Ein richtiger Kulturschock! Meine Unterkunft ist klein mit backpacker Atmosphäre, im Eingang erschlägt mich allerdings ein dreiteiliger Ständer mit Unmengen von Flyern, mit welchen Aktivitäten man hier seine Urlaubszeit füllen kann.....
Ich reise weiter nach Pai, wo ich mich auf Empfehlung einer Freundin einige Tage im Glückscamp eingebucht habe. Die Teilnehmer sind alle aus dem deutschsprachigen Raum und ich geniesse es, mich in einer bald schon vertrauten Gruppe mal wieder auf deutsch austauschen zu können. Die Anlage mit den kleinen Bungalows und dem Schwimmteich liegt ein bisschen außerhalb und ist ruhig und gemütlich, der Ort selbst ist eine ehemalige Hippieenklave in den Bergen. In dem ziemlich touristischen Zentrum wechseln sich Kneipen, Restaurants, Massagesalons und kleine Läden ab, am Abend unterstützt von zahlreichen Ständen mit Essen, Schmuck und sonstigem Schnickschnack. Der ganze Ort scheint nur aus Unterkünften aller Art zu bestehen. Am Anfang habe ich etwas Probleme mich an diese Form des Urlaubens zu gewöhnen, aber schon bald genieße ich vertraute Genüsse wie Eis und Kuchen, leckere Fruchtshakes, life Musik in den verschiedensten Freiluftbars, die meist mit bequemen Polstern und Hängematten ausgestattet sind, Ausflüge mit dem Motorroller, die guten und preiswerten Massagen und die interessanten Gespräche. Halt einfach Urlaub :-)
"Viel Zeit noch über meine Erlebnisse in Myanmar zu schreiben", denke ich anfangs, aber wo bleibt bloß die Zeit....mein Aufenthalt hier nähert sich schon dem Ende und ich habe gerade mal eine Geschichte geschafft.

Mit meinem Abschied aus Myanmar haben sich meine Interessen total verschoben. Dort war ich total interessiert an Land und Leuten, konnte gar nicht genug erfahren über Geschichte, Politik und das Leben der Menschen, habe mich völlig eingelassen auf dieses Land. Hier fühle ich mich einfach als Tourist unter vielen, gammele viel herum (mittags läßt die Hitze ohnehin kaum etwas anderes zu) und genieße die Mischung aus Gruppe und alleine sein, die Inspirationen im workshop und die Zeit zum rumhängen und quatschen. Sogar das Yoga am Morgen hat wieder einen Platz gefunden - und eine Anleiterin gleich dazu!
Jetzt kommen auch wieder Themen auf, die mich zuhause schon beschäftigt haben. Nächste Woche werde ich meinen Ursprungsplan des Aufenthaltes in einem buddhistischen Kloster aufgreifen und danach möchte ich - auf dem Heimweg quasi- den Ashram von "Amma", einer bekannten indischen spirituellen Meisterin in Kerala in Indien besuchen.

Der Schwimmteich ist Gold wert bei 37 Grad

Auch in der Ferne ein grüner Flitzer- ohne mein Zutun......
Da kann Frau sich doch kaum entscheiden ......
....auch bei den Freizeitangeboten die Qual der Wahl - am besten einfach abhängen
und auch verhungern muss niemand

Dienstag, 15. März 2016

Per Pedes zu den schwimmenden Gärten

Die Rudertechnik der Menschen am Inle See, ein Fuß wird ums Ruder geschlungen, damit die Hand zum Fischen frei bleibt
In Kalaw starte ich zu einer zweitägigen Wanderung durch die Berge zum Inle See. Unsere 7er Gruppe ist international: Australien, USA, Korea und ich. Die Landschaft ist schön, aber leider trocken. Auf den Feldern, die sich in der Regenzeit in Reisplantagen verwandeln, zupfen Kühe an ein paar trockenen Halmen. Aber die ganze Szenerie hat etwas ruhiges und friedliches. Auf den Feldern wird hier und da geharkt, Ingwer wird gerade geerntet und von Ochsen gezogene Fuhrwerke zockeln an uns vorbei.
Es ist diese Ursprünglichkeit und Beschaulichkeit, die mich schon in Uganda immer fasziniert hat. Auch wenn es für die Betroffenen sicherlich ein hartes Leben ist, wirkt es auf mich immer irgendwie idyllisch. Die Dörfer, durch die wir kommen wirken ordentlich, die Tiere wohlgenährt. Das Armenhaus des Landes, falls es so etwas gibt, ist hier jedenfalls nicht. Die Natur scheint gut zu sorgen. Es gibt eine Baumart, die alle drei Monate beschnitten werden kann und somit regelmäßig Feuerholz liefert und der Bambus, der auch schon nach 5 Monaten gefällt werden kann ist ein Allroundtalent für Hausbau, Matten, Körbe und vieles mehr.
Am späten nachmittag erreichen wir unser Ziel, das Dorf in dem wir übernachten sollen. Hier zeigt sich, wie beliebt diese Strecke bei den wanderfreudigen Touristen ist. Aus zahlreichen Höfen klingt am Abend das Gelächter der verschiedenen Wandergruppen, die es tagsüber geschafft haben sich zumindest einigermaßen aus dem Weg zu gehen. Ich treffe sogar noch zwei Dresdener und genieße es, mal wieder ein bißchen deutsch sprechen zu können.
Meine Nacht ist kurz. Ich hatte befürchtet, dass das Schlafen auf dünnen Matten nicht so toll für mich wird und deshalb nur die Zweitageswanderung gebucht. Dafür ist das Essen, das uns die Gastgeberin auf dem Feuer kocht sehr lecker und das Schlendern durch das gerade erwachende Bergdorf inklusive Sonnenaufgang ein ganz besonderes Erlebnis.

Der Inle See ist wohl eines der beliebtesten Urlaubsziele, sowohl bei ausländischen, als auch bei Touristen aus dem eigenen Land. Mit länglischen Fischerbooten kann man den langen, teilweise fast völlig zugewucherten Bergsee erkunden, läßt sich durch die schwimmenden Gärten und die Gassen der Pfahlbautendörfer manövrieren und bewundert die Fischer, die mit ihrem Bein rudern, damit sie eine Hand zum fischen frei haben.

Auch mit dem Fahrrad läßt sich einiges erkunden. Das Weingut auf dem Hügel lasse ich erstmal aus, es ist erst 10 Uhr morgens. In Stück weiter weckt eines der zahlreichen Luxusresorts meine Neugierde. Da diese Anlagen meist an den schönsten Plätzen stehen, möchte ich auch hier gerne mal den Terassenblick genießen. Der Pförtner am Personaleingang, durch den ich zufälligerweise eintrete, läßt mich ungehindert ein. Ich gehe über endlose Stege, vorbei an Pfahlbauten, die alle eher unbewohnt aussehen. Auch auf der Terrasse kein Mensch! Im angrenzenden Speisesaal wird gerade eingedeckt, aber auch hier ist außer Personal niemand zu sehen. Sind alle Gäste unterwegs oder gibt es keine, oder wird gar ein hochrangiger Gast erwartet und die Anlage geräumt.....:-) ? Ich kann das Rätsel nicht lösen, trinke einen Eiscafe und genieße alleine mit meinem Buch den schönen Seeblick.
Auch auf der anderen Seite des Sees, die ich am nächsten Tag erkunde, holen mich meine Komfortgelüste ein. Ich stehe vor den hot springs, natürlich heißen Quellen, die in kleinen Becken gefaßt sind und als Badeerlebnis vermarktet werden. Eigentlich ist es mir warm genug, als ich jedoch auf einem Foto die bequemen Liegestühle unter den Sonnenschirmen sehe, kann ich nicht widerstehen....auch hier bin ich zunächst alleine, höre aber zahlreiche Stimmen. Die Anlage ist nämlich aufgeteilt in : Männer, Frauen und Ausländer/innen. Ich werde ungefragt zu letzterem geleitet, wehre mich aber nicht, denn bei den Frauen gibt es sicher keine Liegestühle.

Zum Ausgleich esse ich dann anschließend in einer "Dorfkneipe". "Hier muss es gut sein", denke ich -der Bambusunterstand mit dem Lehmboden ist propenvoll. Nachdem fast zeitgleich alle verschwinden, realisiere ich, dass hier die Bootsanlegestelle für einheimische Touristen ist. Mit Bussen reisen ganze Gruppen an, vermutlich um das"schwimmende" Kloster zu besuchen, das auf Pfählen mitten im See stehend Touristen und Pilger gleichermaßen anzieht. Interessant auch zu beobachten, dass die Essen/Souvenierverkäufer bei ihren Landsleuten viel penetranter sind als bei uns westlichen Touristen. Während ich dann noch alleine, umringt von 3 miauenden Katzen, meinen gebratenen Fisch verspeise, wandert mein Blick durch den Raum...und tatsächlich hängt zwischen den Bambusstangen ein Flachbildfernseher, der einen dieser scheinbar immer wieder gerne gesehenen koreanischen Metzelfilme zeigt.


Gässchen im Stelzendorf
Auf der Überholspur
Wenns regnet sind das Reisfelder
Reiswaffel gefällig.......?
oder lieber getrockneter Fisch?
Ein heißes Bad bei 30 Grad

Freitag, 11. März 2016

Auf den Spuren der Romanfiguren

Drei Romane haben mich bisher während meiner Reise begleitet und meine Route mit beeinflusst. Der erste "Nirgendwo sonst" spielte an den Orten, die eigentlich jeder Tourist besucht: Yangon, Inle Lake und Bagan und gibt einen kleinen Einblick in die politische Situation kurz vor der Öffnung des Landes. Der zweite Roman "Herzenhören" lockt mich in das, als beschaulich beschriebene Bergdorf Kalaw. Dieses entpuppt sich als 150.000 Einwohner zählende Stadt, wenn auch durchaus mit etwas dörflichem Charakter. Aber immerhin ist der Ort Ausgangspunkt für viele Wanderungen und die Hotelmanagerin, der ich das ausgelesene Buch überlasse, ist hocherfreut und schenkt mir im Gegenzug ein Rollbild von Aung San Suu Kyi, der politischen Hoffnungsträgerin des Landes.
Das dritte Buch ist besonders interessant, da autobiografisch. Unter dem Titel "Dämmerung über Birma" beschreibt die gebürtige Österreicherin Inge Sargent ihr Leben als Frau eines Shan Prinzen in den 50ern. Das moderne Cinderella Märchen endet mit dem Militärputsch 1962, als der Prinz gefangengenommen und vermutlich umgebracht wird. Sie flieht zwei Jahre später mit den Kindern nach Österreich und lebt heute, 83jährig in den USA. Die Geschichte ist hochinteressant und hilft mir viel besser die Differenzen der verschiedenen Volksgruppen im Land zu verstehen, als jede noch so detailliert ausgeführte Erklärung im Reiseführer. Keine Frage, den noch existierenden Palast in Hsipaw will ich auf jeden Fall sehen. Da trifft es sich gut, dass der Ort in den etwas kühleren Bergen liegt und dorthin die "interessanteste" Bahnstrecke des Landes führt, bei der auch der 111 m hohe und 800 m lange Gokteik Viadukt überquert wird, bei seiner Fertigstellung 1900 der zweitgrößte der Welt! Für die knapp 200 km benötigt der Zug 13 Stunden und fährt in Mandaley morgens um 4 Uhr los. Ich ziehe es vor erst in Pyin Oo Lwin zuzusteigen. Die Stadt in den Bergen diente ehmals den britischen Kolonialbeamten zu Sommerfrische und beherbergt heute die Militärakademie des Landes. Hier gönne ich mir Naturerlebnisse im botanischen Garten und beim Wasserfall, der den schweißtreibenden Ab- und Aufstieg mit der Möglichkeit eines Bades im herrlichen türkisfarbenen kalten Bergwasser ausgleicht.
Hier fährt der Zug erst um 8.30 Uhr los - tatsächlich dann erst um 9.30 Uhr- und es gibt sogar Sitzplätze! In manchen Zügen im Land gibt es eine upper class mit geplolsterten Sitzen, in diesem jedoch nicht. Der Zug zuckelt gemächlich über die Schienen, an manchen Stellen fühle ich mich wie ein Wackelpudding und zweimal neigt sich der Waggon, als würde er gleich von den Schienen kippen. Über den Viadukt geht es dann im Schneckentempo, aus Sicherheitsgründen oder um genug Gelegenheit zum fotografieren zu geben.....?
Um 16 Uhr erreiche ich verschwitzt mein Ziel und mache mich nach erfolgreicher Zimmersuche gleich auf zum Shan Palast. Das Gebäude ist ein etwas heruntergekommenes Herrenhaus im Kolonialstil inmitten eines großzügigen Gartens mit verfallenem Tennisplatz und den Uberresten eines Schwimmbades. Es fällt mir nicht schwer, mir das Leben des Prinzenpaares hier vorzustellen. Das Wohnzimmer ist für Besucher offen und mit zahlreichen Fotos ausgestaltet und die Ehefrau des Neffen des verschwundenen Prinzen, die inzwischen hier lebt, erzählt bereitwillig die abenteuerliche Geschichte. Am nächsten Tag komme ich nochmal wieder und lese im Garten des ehemals herrschaftlichen Anwesens die letzten Seiten......

Eine echte Oase in dem ansonsten sehr trockenen Land
Extra im Longyi für den Besuch des Shan Palastes
Der Gokteik Viadukt- ein Erlebnis der besonderen Art
Der botanische Garten, eine Mischung aus Urwald, Tierpark und Buga

Mittwoch, 2. März 2016

Das Traumhotel in Bagan

Wieder einmal hat das ohnehin schon als "slow boat" firmierende Schiff 12 Stunden Verspätung. Mein Plan den Nachtzug nach Bagan zu nehmen ist hinfällig. Kurzzeitig verläßt mich meine Tiefenentspannung und ich will fliegen um die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Ob das wirklich nötig war ?-vermutlich nicht. Aber es gewährt mir einen Einblick in die Organisationsfähigkeit der Menschen in Myanmar. Um ca. 6 Uhr äußere ich meinen Wunsch beim Anlegen des Schiffes, um 8.15 Uhr sitze ich in der Maschine. (Der Flughafen liegt 35 km ausserhalb) !!!!!
Bagan ist wirklich eindrucksvoll! In einer 40 qkm großen Savannenlandschaft stehen haufenweise alte Backsteinpagoden, von den viele einzeln schon beeindrucken, aber in dieser Vielzahl sind sie wirklich atemberaubend. Der neueste Trend ist die Besichtung mit einem Elektro- Motorroller. Die Teile sind richtig flott und die Batterie hält tatsächlich den ganzen Tag. Romantischer ist es zwar mit der Pferdekutsche, aber da ich ja alleine unterwegs bin ziehe ich doch den preiswerteren und flotteren Motorroller vor, der mir jede zeitliche Freiheit gewährt. Einen Teil der Pagoden darf man sogar erklettern, was natürlich bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang besonders beliebt ist. Ebenso wie die Ballonfahrten bei Sonnenaufgang, die aber auch mal locker mit 350 Dollar zu Buche schlagen. Da kletter ich doch lieber in aller Frühe auf die Pagode und schaue mir das Spektakel von unten an. Die freizügige und unkomplizierte Besichtigungspraxis ist übrigens kurz nach meinem Besuch gestoppt worden, weil ein Tourist beim Klettern abgestürzt ist. So ist es immer, einer macht Blödsinn und alle anderen müssen darunter leiden.

Einen Unfall ganz anderer Art erlebe ich direkt kurz nach meiner Ankunft. Es brennt in einem Laden mit Kunsthandwerk. Neben mir lockt die weithin sichtbare schwarze Rauchsäule auch noch alle anderen Bewohner und Touristen an, die nicht im Pagodenfeld unterwegs sind. Die Feuerwehr ist mit 3 Fahrzeugen im Einsatz und hat den Brand in dem dicht bebauten Gebiet erstaunlich schnell im Griff. Dabei helfen alle mit. Die Passanten transportieren und halten die Schläuche und die Nachbarn und weitere Helfer schütten mit allen verfügbaren Gefäßen Wasser auf die angrenzenden Holzwände und Blechdächer. Ein ungeübtes Zusammenspiel mit drstaunlicher Wirksamkeit.

Im Januar hatte ich mir voller Interesse den in Myanmar spielenden Film der "Traumhotel" Reihe angesehen und mir fest vorgenommen an diesem Endlos-Pool mit Ausblick auf die Pagoden einen Kaffee zu trinken. Es gelingt mir tatsächlich mitten im Niemandsland dieses Luxus Resort zu finden. Wirklich beeindruckend, auch wenn an diesem Nachmittag keine Sonne auf den Pool scheint. Ich genehmige mit einen Ananasshake, der für 5 Dollar sogar noch erschwinglich ist und quatsche ein bisschen mit dem Barkeeper der Poolbar, der sich noch gut an die Filmaufnahmen erinnert.
Meine Unterkunft hat sogar auch einen kleinen Pool. Das Fünfbettzimmer ist richtig luxeriös, dafür leider gemischt. Ich schlafe zwischen einem Kanadier und einem Vietnamesen, der die meiste Zeit an seinem Laptop verbringt. Aber zumindest schnarcht keiner von beiden und das Frühstücksbuffett ist wirklich super!
Am letzten Tag habe ich noch etwas Zeit bis mein Nachtbus losfährt. Ich entdecke einen kleinen Frisörsalon und beschließe mir einen Haarschnitt zu gönnen. Zwei Jungs und ein Mädel geraten etwas in Aufruhr als ich den Laden betrete. Ausländer scheinen nicht die Standardkundschaft zu sein. Sie bieten mir einen Kaffee an, der erst noch irgendwo eingekauft wird und fordern telefonisch Verstärkung an. Kurz darauf erscheint die "Chefin" und es geht los. Wir haben viel Spass, machen noch ein paar Fotos und das Ergebnis ist ok. Mangels Zweitspiegel bekomme ich meinen Hinterkopf mit einem Handyfoto präsentiert - Geht nicht, gibt's nicht.....

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Donnerstag, 25. Februar 2016

1xBhamo und zurueck

Das Schiff kommt nicht, wie geplant am nachmittag des 3. Tages in Bhamo an. Wegen des niedrigen Wasserstandes muss der Motor immer wieder ausgeschaltet und das Boot zaghaft zwischen den Sandbänken hindurchmanövriert werden.
Am vierten Morgen ist es dann soweit. Allerdings haben mich meine Boot-Jungs mit meinem Soldaten-Übersetzer ziemlich verunsichert. Was ich denn eigentlich dort wolle, ich dürfe die Stadt aus Sicherheitsgründen sowieso nicht verlassen. Ich entschließe mich kurzerhand am nächsten Morgen wieder mit dem Schiff zurückzufahren, dann kann ich auch mit leichtem Gepäck auf Zimmersuche gehen. Trotz der Panikmache sind die in Frage kommenden Hotels voll. Ich bekomme gerade noch ein Zimmer, weil ich nur eine Nacht bleibe. Beim Frühstück, das ich einen Tag vorziehe, treffe ich eine ältere Dänin, die gerade von einer Reise in den Norden zurückkommt. Sie meint es wäre doch gerade Waffenstillstand und sieht alles recht entspannt. Ich bin verwirrt, habe aber zuwenig Hintergrundwissen um einzuschätzen, wer nun recht hat. Die Dänin, die gerade abreist, bleibt die einzige Weiße, die ich an diesem Tag in Bhamo sehe. Scheinbar kommen doch viele Touristen aus dem asiatischen Raum, besonders aus Indonesien, Malaysia, Thailand und den Philippinen. Für diese Länder ist die Oeffnung Myanmars es eine ähnliche Situation wie für uns die Öffnung des eisernen Vorhangs.
Bhamo ist eine nette Provinzstadt. Übersichtlich und nicht zuviel Verkehr. Ich leihe mir ein Fahrrad und erweitere so meinen Erkundungsradius. Sobald ich das Zentrum hinter mir habe, wird es richtig idyllisch. Mein Ziel ist eine, im Reiseführer beschriebene Bambusbrücke, die zur Regenzeit immer abgebaut und anschließend wieder aufgebaut wird. Inzwischen gibt es allerdings zwei Brücken und die neue macht einen ziemlich stabilen Eindruck. Ich komme an Reisfeldern vorbei und irgendwie mutet alles schon ein bisschen mehr chinesisch an. Die Menschen rufen alle helo, statt Mingelaba - ob sie hier schon wieder eine andere Sprache sprechen? In einer Hütte probt eine Jugendband sehr traditionelle Musik mit für mich fremden Instrumenten. Ich frage, ob ich zuhören darf und bekomme gleich einen Tee hingestellt. Insgesamt macht alles auf mich einen sehr freundlichen und friedlichen Eindruck. Abends fühle ich mich doch ein bißchen einsam. Das Reisen abseits der Touristenströme hat seinen Preis. Dass so gar keine backpacker unterwegs sind, damit hatte ich nicht gerechnet. Die Einheimischen sind zwar nett, aber die Sprachbarriere leider unüberwindbar. Wie spannend wäre meine Reise erst, wenn ich die Sprache sprechen könnte. Auf meinem Streifzug durch die Stadt werde ich noch einmal Zeugin des so völlig anderen Geschmacks.....Ein großer Turm mit Big Ben Glockenschlag ist über und über mit bunten und blinkenden Neonlichtern illuminiert. Im Innenraum gibt es eine Ausstellung mit Devotionalien, der Tisch ist vollgestopft mit fuer mich recht scheusslichen Dingen. Und wieder findet sich diese Parallelität von tiefer Andacht und wildem Fotografieren. Wobei ersteres häufiger bei den Älteren und letzteres vermehrt bei den Jüngeren festzustellen ist. Auch ich werde wieder mehrfach angefragt. Wahrscheinlich befinde ich mich inzwischen auf etlichen facebook Seiten. Es scheint ein größeres Fest zu sein. Es gibt Musik, eine Fußballvorführung, eine Prozession und schließlich eine Art Gottesdienst, gehalten von einem Mönch.
Am nächsten Morgen ist es fast wie nach hause kommen. An einer lecker riechenden Bude an der Anlegestelle treffe ich zwei der Köchinnen vom Schiff, die mich direkt zum Frühstück einladen. Anschließend an Bord gibt es ein großes Hallo und nachdem ich geklärt habe, dass der Salat nicht mit Flußwasser gewaschen wird, kann ich mittags auch den Fischcurry mit Salat so richtig geniessen.
Zum Sonnenaufgang ist die Stimmung am Fluss besonders schön. Dann überdeckt der Morgennebel den Dunst und gibt der Landschaft etwas mystisches.
Am nachmittag halten wir, um neue Ladung aufzunehmen. Aus der geplanten Stunde werden schließlich vier. Die Gegend scheint vom Zuckerrohranbau zu leben. Massen von Fässern, prallgefüllt mit einer brauen, klebrigen Masse müssen auf das Schiff geschafft werden. Statt Lastkränen gibt es die jungen Männer des Dorfes, die die Fässer an einem Stab hängend, zu zweit über die zwei Holzplanken ins Schiffsinnere balancieren. Eine Knochenarbeit. Danach wartet noch eine ähnliche Anzahl von weissen Säcken, die schätzungsweise 100 kg pro Stueck wiegen. Von den Jungs braucht heute keiner mehr ins Fitnessstudio:-)
Ich nutze die Zeit um durch den Ort zu schlendern. Es ist wieder einer dieser wunderschönen Orte, die sich in den letzten Jahrzehnten vermutlich kaum verändert haben. 1 kleiner LKW begegnet mir, ansonsten nur Fußgänger, Fahrräder und Mopeds. Ein junges Mädchen fordert mich auf, auf ihrem Moped mitzufahren. Das erspart mir zumindest das ständige "Mingelaba". Auf dem Rückweg hält uns ein anderes Moped an. Der Fahrer ist ein junger Mann mit kariertem Longyi und weißem T-Shirt. Der Dorfpolizist, wie sich herausstellt. Er möchte meinen Pass sehen und notiert sich alles ganz genau. Danach läßt er es sich nicht nehmen, mich persönlich zur Anlegestelle zu fahren.
Auf der anderen Seite der Anlegestelle befindet sich ein Kloster. Ein wunderschönes altes Teakholzgebäude mit einem etwas morbiden Charme und einer wunderschönen Umgebung. Alleine für diesen Zwischenstop hat es sich schon gelohnt, wieder mit dem Schiff zurückzufahren. Auch der Zwischenstop am Abend wird zu einem besonderen Erlebnis. Einer der Schiffsführer nimmt mich mit in ein Restaurant, wo er alle zu kennen scheint. Zu fünft sitzen wir auf der Terasse, picken mit Stäbchen von einem gemeinsamen Teller mit frittierten Hähnchenstücken und trinken Myanmar, das einheimische Bier. Es kann auch ohne Sprache lustig sein......
Wieder habe ich Glück, dieses mal ist eine 4 koepfige Familie an Bord und der junge Mann war einige Jahre in einer Missionsschule, wo er ein bißchen Englisch gelernt hat. Die jüngste Tochter hat einen Luftröhrenschnitt oder etwas ähnliches und einmal im Monat macht sich die Familie auf den Weg ins Krankenhaus nach Mandaley. Sie wohnen in den Bergen an der chinesischen Grenze, nochmal ca. 60 Meilen hinter Bhamo. Auf dem Landweg wäre es schneller, aber das Baby verträgt die Busfahrt nicht, ebenso wie im Uebrigen viele andere Burmesen. Daher gehören Kotztüten in den Bussen zur Standardausstattung und werden laut Erzählungen auch fleißig genutzt (bisher konnte ich diese Erfahrung umgehen)
Jetzt erfahre ich aus 1. Hand mehr über die Sicherheitslage im Staat der Kachin. Alle hatten irgendwie recht. Der See, an den die Dänin gereist war, ist sicher, wenn man eine bestimmte Anreiseroute wählt. Kritisch ist die Zone nördlich von Bhamo , da dort die Unabhängigkeitsarmee des Kachin Staates lebt. Obwohl es offiziell einen Waffenstillstand gibt, hat er wenig Hoffnung, dass die Kämpfe bald aufhören. Die Kachin wuerden sehr nationalistisch denken, haetteb noch kein Vertrauen ins neue Parlament und die meisten Menschen seien wenig gebildet und das kämpfen wuerde zu ihrem Leben gehören. Vom Abholzen der Wälder berichtet auch er und ist der Überzeugung, dass sowohl die Kachin Unabhängigkeitsarmee als auch die Regierungsarmee Geschäfte mit den Chinesen machen und das Geld in die eigene Tasche stecken. Die Chinesen wiederum liefern Waffen, vermutlich an beide Parteien, und sind die eindeutigen Nutznießer des Konfliktes.
Auf die Chinesen ist er ohnehin nicht gut zu sprechen. Sie wären nur hinter den Rohstoffen her und würden ansonsten ihre Grenznachbarn als Menschen 2. Klasse behandeln. Aber auch innerhal des Kachin Staates ist nicht eitel Sonnenschein. Weite Teile wurden von den Missionaren christianisiert, ein Teil römisch-kath. ,der andere von den Baptisten. Die beiden Gruppen verhalten sich untereinander wie Katholiken und Protestanten bei uns vor 60 Jahren.

Trotz all der neuen Informationen bin ich froh, mich fuer die Rueckfahrt entschieden zu haben. Zum einen werde ich all die Erlebnisse auf dem Schiff so schnell nicht vergessen, zum anderen habe ich auch Lust mal wieder andere Reisende zu treffen. Sosehr ich es liebe abseits der Touristenrouten zu reisen, ein bisschen einsam ist es auf Dauer schon. Mutig wähle ich direkt das volle Kontrastprogramm und mache mich auf den Weg nach Bagan, der Stadt mit der vermutlich höchsten Touristendichte in Myanmar.
Wer kauft das? Im Strassenbild sieht man nur lange Roecke...
Prozession vor dem Big Ben
Geschmackssache.....
Die Jugendband bei der Probe

Sonntag, 21. Februar 2016

Mit dem Traumschiff auf dem Ayeyarwady

Um 5.30 Uhr am Morgen besteige ich mein Schiff. Es ist eher eine große Frachtfähre. Alles ist mit Waren vollgestopft und das Oberdeck ist leer! Irgenwie hatte ich doch die Illusion von ein paar Liegestühlen oder zumindest normalen Stühlen oder Bänken.
 Als upper-class Reisende habe ich Anspruch auf eine Kabine. Die hat den Charme einer Marinekajüte, ist aber ganz ok. Ich habe nicht mehr erwartet und es gibt sogar einen Ventilator. Toilette und Dusche gibt es auf dem "Flur", wobei letztere aus einem großen Bottich besteht, aus dem man das Flußwasser mit einer kleinen Kunststoffschale schöpft und über den Körper gießt. Das kenne ich noch von Uganda, da musste man nur sparsamer schütten.
Ich erkunde wieder das Oberdeck und finde am Bug, vor dem Kaptänsstand doch noch drei verwitterte Holzstühle. Aufgepeppt mit der Decke aus meiner Kajüte gar nicht mal unbequem. Ich habe zwar später den Eindruck, dass die normalerweise von der Käptn-Crew genutzt werden, aber das ist mir egal - ein bißchen Touribonus darf auch mal sein. Außer mir verirrt sich niemand hierher und erst am nachmittag erscheint überhaupt mal jemand auf dem Oberdeck. Außer mir habe noch einige Passagiere Kabinen gebucht, es scheinen aber alles Einheimische zu sein. Die restlichen ca. 15-20 Passagiere schlafen im hinteren Bereich des Schiffes auf dem Boden und verbringen dort auch die ganze restliche Zeit, allerdings beschattet, bei ganz angenhmen Temperaturen. Ich lasse mich dort mal kurz mit meinem "mingelaba"(hallo) sehen, trete später auch in einen kurzen Austausch mit zwei Frauen, die zwischen Kisten voller Rum und anderen Säcken lagern, empfinde diese Konversation mit Händen und Füssen aber doch als extrem anstrengend, wenn ich kein klares Anliegen habe.
 Ich hatte ja im Rahmen dieser Reise schon öfter über ein Schweigeseminar im Kloster nachgedacht, da augenscheinlich niemand auf diesem Schiff auch nur einen Brocken Englisch zu sprechen scheint, komme ich hier wohl ungeplant zu einem dreitägigen Schweigeseminar!
Als es hell wird, werden neben meinem Aussichtsplatz 2 große Boxen aufgestellt. Mir schwant nichts Gutes. Bereits in meiner letzten Unterkunft gab es morgens zum Frühstück einen betenden Mönch im schneekrisselnden TV und auch in meinem Taxi auf dem Weg zur Anlegestelle war er präsent gewesen. Ich liege richtig. Schon bald erklingt der monotone Singsang lautstark aus den Boxen. Ich überlege kurz meine Ohrstöpsel dem 1. Tageseinsatz zuzuführen, nehme das ganze dann aber doch lieber als meditative Übung. Schließlich ist mir das Singen von Mantras zuhause ja durchaus vertraut und mein Vorsatz Yoga und Meditation zu meinen Reisebegleitern zu machen wartet bisher noch auf die Umsetzung.....
Es ist unglaublich entspannend dem Tuckern des Bootes zu lauschen und dabei die Landschaft gemächlich an sich vorbeiziehen zu sehen. Überall auf der Welt sind Flüsse die Lebensadern. Auch hier läßt sich beobachten, wie der Fluß das Leben der Menschen beeinflusst. Wir befinden uns im letzten Drittel der Trockenzeit. Das Land ist völlig ausgedörrt, die Wege staubig und viele Bäume haben ihre Blätter abgeworfen. Doch entlang des Flusses zieht sich ein grünes Band, sei es in Form von Feldern, oder in Form von Wäldern und Hainen, bestehend aus Palmen, Bananen und vielerlei anderen Bäumen und Sträuchern, doch auch diese sind mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Oft stehn einfache Verschläge an den Rändern 5-10 m hoher Sandklippen, manchmal sind es auch ganze Gehöfte oder kleine Ortschaften. Am Ufer wird gewaschen, gebadet, Vieh wird getränkt und Boote werden be-und entladen. Menschen, die einfach nur schwimmen oder tobende Kinder sehe ich nie. Zurzeit bestimmen riesige Sandbänke das Bild. Es läßt sich erahnen, welche Wassermassen hier entlangströmen, wenn der Monsunregen erst einmal eingesetzt hat. Jetzt ist der Ayeyarwady ein bißchen breiter als der Rhein. Mit der Fahrrinne scheint es allerdings nicht so ganz einfach zu sein. Wir fahren oftmals Slalom und selbst auf größeren Transportschiffen stehen vorne zwei Lotsen, die mit langen Stäben die Wassertiefe kontrollieren. Es gibt Transportschiffe in verschiedensten Grössen, dazwischen Fischer und Bambusflöße, mit einem kleinen Zelt darauf. Einmal überholt uns ein Fluss-Kreuzfahrtschiff und ich kann sehen, wie meine Fahrt ein paar hundert Euro teurer aussieht - ok, auf die Liegestühle bin ich ein bißchen neidisch.....
Mittagessen wird in der Kombüse serviert, einem Holztisch mit zwei Bänken im Zwischendeck. Gekocht wird auf Holzkohleöfen an der Relimg. Der Einfacheit halber bestelle ich das gleiche, was mein Sitznachbar gerade isst. Es ist das übliche Hühnchencurry: Reis mit Hühnchen, einer scharfen Soße, von der ich nur eine Messerspitze voll nehme und eine Art Grüne Bohnen, dazu die obligatorische leicht säuerliche Gemüsesuppe. Im Reiseführer steht, dass man für dieses Essen an Bord einen sehr robusten Magen benötigt. Ich bin stolz auf meinen Magen, der bisher alle Herausforderungen mit Bravour gmeistert hat. Nur die rohen Gurken lasse ich diese Mal stehen. Ich gehe stark davon aus, dass an Bord überwiegend Flusswasser genutzt wird- heute kommt dann auch zum ersten Mal mein Trinkwasser beim Zähneputzen zum Einsatz.
Am späten Nachmittag steuern wir ein kleines Städtchen an. Während sich das Boot schon bis ein paar Meter dem Ufer genähert hat, stehen dort noch ungerührt 2 Frauen badend (im Longy versteht sich) und zähneputzend im Wasser, eine Mutter schrubbt gerade ihrem kleinen Sohn den Rücken. Die Anlegestelle scheint das Badezimmer des Ortes zu sein. Überhaupt scheint die Zeit hier stehengeblieben zu sein. Ich kaufe ich mir frittierte Krabben, etwas Obst und eine kühle Dose Bier. Das Leben könnte schlechter sein......
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, in diesem Fall vor dem nächsten Morgen.....Die Bordnahrung hinterläßt nun doch ihre Spuren, allerdings in sehr gemäßigter Form und zum Glück habe ich ja gestern einen ganzen Packen Bananen gekauft:-)
Inzwischen haben sich die Menschen hier an Bord an mich gewöhnt und werden etwas offener. Einer der Schiffsführer spricht sogar ein bißchen Englisch - was keine große Auswirkung auf mein Schweigeseminar hat, aber irgendwie beruhigend ist....
Gestern hatte mir einer der Schiffsführer einen dunklen Fleck im Wasser gezeigt, einen Delphin! Ich konnte kaum glauben, dass hier in diesem geschäftigen Fluss Delphine leben - aber heute überholt uns ein Delfinbeobachtungsboot mit einem großen Transparent an der Seite: Help to save the dolphines in Ayeyarwady! Die Zahl ist wohl rückläufig, gerade 58 Exemplare wuden im letzten Jahr noch gezählt, drei davon bekomme ich später nochmal zu sehen.
Ein junger Mann in kakigrüner Kleidung kommt zu mir und bedeutet mir mit der Kamera aufs Oberdeck zu kommen. Erst möchte er von mir ein Foto machen, danach mache ich eins von ihm und schließlich gibt es ein gemeinsames mit seinem Handy. Anschließend imitiert er das Schießen mit einer Waffe, fährt sich mit der Flachen Hand an der Kehle entlang und zeigt Richtung Berge. Will er mir sagen, dass er auf dem Weg in die Berge ist, wo an der Grenze zu China immer wieder Kämpfe zwischen Rebellengruppen und der Regierungsarmee stattfinden?
Eigentlich hatte ich gedacht, die Unabhängigkeitskämpfer würden gegen die Militarregierung kämpfen. Es scheint aber eher egal zu sein, wer an der Regierung ist. Verschiedene Bereiche des Landes sind immer noch für Ausländer gesperrt, meist in den Grenzregionen. In einem Gebiet soll es heftige Auseinandersetzungen zwischen Buddhisten und Moslems geben, habe ich kürzlich in einer englischsprachigen Zeitung im Guesthouse gelesen. Wieder einmal versuche ich die Geschichte im Reiseführer nach zu vollziehen. Aber es ist mir zu kompliziert. Was ich verstehe ist, dass es in diesem Land mit 135 anerkannten Volksgruppen, aufgeteilt in 8 Hauptgruppen schon immer ethnische Ausandersetzungen gab. Mal offener, mal mehr im Untergrund. Mit einigen Rebellengruppen konnten wohl in den vergangenen Jahren Waffenstillstandsabkommen geschlossen werden. Die neue teildemokratische Regierung scheint jedenfalls für die noch verbliebenen Rebellengruppen kein Grund zum Richtungswechsel zu sein. Vielleicht ist auch das Schmuggeln von Teakholz (verbunden mit einer gefährlichen Rodung der Bergwälder) sowie von Opium nach China ein zu lukratives Geschäft um es aufgeben zu wollen? Und auch die Massenvertreibung von Moslems an der Grenze zu Indien und Bangladesh hat bereits eine lange Tradition.
Am nächsten Morgen bekomme ich Besuch von meinem Fotomodell und einem weiteren jungen Soldaten. Er muss in der Nacht an Bord gekommen sein und spricht ganz passabel Englisch. Er bestätigt meine Vermutung über das Ziel ihrer Reise. Eigentlich wollte er zur Navy und mag gar nicht kämpfen. Stattdessen ist er jetzt in der Artellerie und erfüllt seine Pflicht.... Danach zeigt er mir stolz zwei Werbevideos von Myanmar, die er mir überspielt und andere lustige Musikvideos auf seinem Handy. Er lädt mich ein mit seiner Freundin zu telefonieren, besorgt mir ein Fernglas und beantwortet bereitwillig die Fragen zu den Dingen, die ich am Ufer beobachte. Ein ganz angenehmer, freundlicher junger Mensch, mit ganz normalen Interessen und Träumen, im Alter von meinen Jungs und gerade auf dem Weg in den Kampf.........

Mein Traumschiff 
Das Freiluftrestaurant
Die Dusche
Die Loreley ist ueberall, selbst in Myanmar