Donnerstag, 25. Februar 2016

1xBhamo und zurueck

Das Schiff kommt nicht, wie geplant am nachmittag des 3. Tages in Bhamo an. Wegen des niedrigen Wasserstandes muss der Motor immer wieder ausgeschaltet und das Boot zaghaft zwischen den Sandbänken hindurchmanövriert werden.
Am vierten Morgen ist es dann soweit. Allerdings haben mich meine Boot-Jungs mit meinem Soldaten-Übersetzer ziemlich verunsichert. Was ich denn eigentlich dort wolle, ich dürfe die Stadt aus Sicherheitsgründen sowieso nicht verlassen. Ich entschließe mich kurzerhand am nächsten Morgen wieder mit dem Schiff zurückzufahren, dann kann ich auch mit leichtem Gepäck auf Zimmersuche gehen. Trotz der Panikmache sind die in Frage kommenden Hotels voll. Ich bekomme gerade noch ein Zimmer, weil ich nur eine Nacht bleibe. Beim Frühstück, das ich einen Tag vorziehe, treffe ich eine ältere Dänin, die gerade von einer Reise in den Norden zurückkommt. Sie meint es wäre doch gerade Waffenstillstand und sieht alles recht entspannt. Ich bin verwirrt, habe aber zuwenig Hintergrundwissen um einzuschätzen, wer nun recht hat. Die Dänin, die gerade abreist, bleibt die einzige Weiße, die ich an diesem Tag in Bhamo sehe. Scheinbar kommen doch viele Touristen aus dem asiatischen Raum, besonders aus Indonesien, Malaysia, Thailand und den Philippinen. Für diese Länder ist die Oeffnung Myanmars es eine ähnliche Situation wie für uns die Öffnung des eisernen Vorhangs.
Bhamo ist eine nette Provinzstadt. Übersichtlich und nicht zuviel Verkehr. Ich leihe mir ein Fahrrad und erweitere so meinen Erkundungsradius. Sobald ich das Zentrum hinter mir habe, wird es richtig idyllisch. Mein Ziel ist eine, im Reiseführer beschriebene Bambusbrücke, die zur Regenzeit immer abgebaut und anschließend wieder aufgebaut wird. Inzwischen gibt es allerdings zwei Brücken und die neue macht einen ziemlich stabilen Eindruck. Ich komme an Reisfeldern vorbei und irgendwie mutet alles schon ein bisschen mehr chinesisch an. Die Menschen rufen alle helo, statt Mingelaba - ob sie hier schon wieder eine andere Sprache sprechen? In einer Hütte probt eine Jugendband sehr traditionelle Musik mit für mich fremden Instrumenten. Ich frage, ob ich zuhören darf und bekomme gleich einen Tee hingestellt. Insgesamt macht alles auf mich einen sehr freundlichen und friedlichen Eindruck. Abends fühle ich mich doch ein bißchen einsam. Das Reisen abseits der Touristenströme hat seinen Preis. Dass so gar keine backpacker unterwegs sind, damit hatte ich nicht gerechnet. Die Einheimischen sind zwar nett, aber die Sprachbarriere leider unüberwindbar. Wie spannend wäre meine Reise erst, wenn ich die Sprache sprechen könnte. Auf meinem Streifzug durch die Stadt werde ich noch einmal Zeugin des so völlig anderen Geschmacks.....Ein großer Turm mit Big Ben Glockenschlag ist über und über mit bunten und blinkenden Neonlichtern illuminiert. Im Innenraum gibt es eine Ausstellung mit Devotionalien, der Tisch ist vollgestopft mit fuer mich recht scheusslichen Dingen. Und wieder findet sich diese Parallelität von tiefer Andacht und wildem Fotografieren. Wobei ersteres häufiger bei den Älteren und letzteres vermehrt bei den Jüngeren festzustellen ist. Auch ich werde wieder mehrfach angefragt. Wahrscheinlich befinde ich mich inzwischen auf etlichen facebook Seiten. Es scheint ein größeres Fest zu sein. Es gibt Musik, eine Fußballvorführung, eine Prozession und schließlich eine Art Gottesdienst, gehalten von einem Mönch.
Am nächsten Morgen ist es fast wie nach hause kommen. An einer lecker riechenden Bude an der Anlegestelle treffe ich zwei der Köchinnen vom Schiff, die mich direkt zum Frühstück einladen. Anschließend an Bord gibt es ein großes Hallo und nachdem ich geklärt habe, dass der Salat nicht mit Flußwasser gewaschen wird, kann ich mittags auch den Fischcurry mit Salat so richtig geniessen.
Zum Sonnenaufgang ist die Stimmung am Fluss besonders schön. Dann überdeckt der Morgennebel den Dunst und gibt der Landschaft etwas mystisches.
Am nachmittag halten wir, um neue Ladung aufzunehmen. Aus der geplanten Stunde werden schließlich vier. Die Gegend scheint vom Zuckerrohranbau zu leben. Massen von Fässern, prallgefüllt mit einer brauen, klebrigen Masse müssen auf das Schiff geschafft werden. Statt Lastkränen gibt es die jungen Männer des Dorfes, die die Fässer an einem Stab hängend, zu zweit über die zwei Holzplanken ins Schiffsinnere balancieren. Eine Knochenarbeit. Danach wartet noch eine ähnliche Anzahl von weissen Säcken, die schätzungsweise 100 kg pro Stueck wiegen. Von den Jungs braucht heute keiner mehr ins Fitnessstudio:-)
Ich nutze die Zeit um durch den Ort zu schlendern. Es ist wieder einer dieser wunderschönen Orte, die sich in den letzten Jahrzehnten vermutlich kaum verändert haben. 1 kleiner LKW begegnet mir, ansonsten nur Fußgänger, Fahrräder und Mopeds. Ein junges Mädchen fordert mich auf, auf ihrem Moped mitzufahren. Das erspart mir zumindest das ständige "Mingelaba". Auf dem Rückweg hält uns ein anderes Moped an. Der Fahrer ist ein junger Mann mit kariertem Longyi und weißem T-Shirt. Der Dorfpolizist, wie sich herausstellt. Er möchte meinen Pass sehen und notiert sich alles ganz genau. Danach läßt er es sich nicht nehmen, mich persönlich zur Anlegestelle zu fahren.
Auf der anderen Seite der Anlegestelle befindet sich ein Kloster. Ein wunderschönes altes Teakholzgebäude mit einem etwas morbiden Charme und einer wunderschönen Umgebung. Alleine für diesen Zwischenstop hat es sich schon gelohnt, wieder mit dem Schiff zurückzufahren. Auch der Zwischenstop am Abend wird zu einem besonderen Erlebnis. Einer der Schiffsführer nimmt mich mit in ein Restaurant, wo er alle zu kennen scheint. Zu fünft sitzen wir auf der Terasse, picken mit Stäbchen von einem gemeinsamen Teller mit frittierten Hähnchenstücken und trinken Myanmar, das einheimische Bier. Es kann auch ohne Sprache lustig sein......
Wieder habe ich Glück, dieses mal ist eine 4 koepfige Familie an Bord und der junge Mann war einige Jahre in einer Missionsschule, wo er ein bißchen Englisch gelernt hat. Die jüngste Tochter hat einen Luftröhrenschnitt oder etwas ähnliches und einmal im Monat macht sich die Familie auf den Weg ins Krankenhaus nach Mandaley. Sie wohnen in den Bergen an der chinesischen Grenze, nochmal ca. 60 Meilen hinter Bhamo. Auf dem Landweg wäre es schneller, aber das Baby verträgt die Busfahrt nicht, ebenso wie im Uebrigen viele andere Burmesen. Daher gehören Kotztüten in den Bussen zur Standardausstattung und werden laut Erzählungen auch fleißig genutzt (bisher konnte ich diese Erfahrung umgehen)
Jetzt erfahre ich aus 1. Hand mehr über die Sicherheitslage im Staat der Kachin. Alle hatten irgendwie recht. Der See, an den die Dänin gereist war, ist sicher, wenn man eine bestimmte Anreiseroute wählt. Kritisch ist die Zone nördlich von Bhamo , da dort die Unabhängigkeitsarmee des Kachin Staates lebt. Obwohl es offiziell einen Waffenstillstand gibt, hat er wenig Hoffnung, dass die Kämpfe bald aufhören. Die Kachin wuerden sehr nationalistisch denken, haetteb noch kein Vertrauen ins neue Parlament und die meisten Menschen seien wenig gebildet und das kämpfen wuerde zu ihrem Leben gehören. Vom Abholzen der Wälder berichtet auch er und ist der Überzeugung, dass sowohl die Kachin Unabhängigkeitsarmee als auch die Regierungsarmee Geschäfte mit den Chinesen machen und das Geld in die eigene Tasche stecken. Die Chinesen wiederum liefern Waffen, vermutlich an beide Parteien, und sind die eindeutigen Nutznießer des Konfliktes.
Auf die Chinesen ist er ohnehin nicht gut zu sprechen. Sie wären nur hinter den Rohstoffen her und würden ansonsten ihre Grenznachbarn als Menschen 2. Klasse behandeln. Aber auch innerhal des Kachin Staates ist nicht eitel Sonnenschein. Weite Teile wurden von den Missionaren christianisiert, ein Teil römisch-kath. ,der andere von den Baptisten. Die beiden Gruppen verhalten sich untereinander wie Katholiken und Protestanten bei uns vor 60 Jahren.

Trotz all der neuen Informationen bin ich froh, mich fuer die Rueckfahrt entschieden zu haben. Zum einen werde ich all die Erlebnisse auf dem Schiff so schnell nicht vergessen, zum anderen habe ich auch Lust mal wieder andere Reisende zu treffen. Sosehr ich es liebe abseits der Touristenrouten zu reisen, ein bisschen einsam ist es auf Dauer schon. Mutig wähle ich direkt das volle Kontrastprogramm und mache mich auf den Weg nach Bagan, der Stadt mit der vermutlich höchsten Touristendichte in Myanmar.
Wer kauft das? Im Strassenbild sieht man nur lange Roecke...
Prozession vor dem Big Ben
Geschmackssache.....
Die Jugendband bei der Probe

Sonntag, 21. Februar 2016

Mit dem Traumschiff auf dem Ayeyarwady

Um 5.30 Uhr am Morgen besteige ich mein Schiff. Es ist eher eine große Frachtfähre. Alles ist mit Waren vollgestopft und das Oberdeck ist leer! Irgenwie hatte ich doch die Illusion von ein paar Liegestühlen oder zumindest normalen Stühlen oder Bänken.
 Als upper-class Reisende habe ich Anspruch auf eine Kabine. Die hat den Charme einer Marinekajüte, ist aber ganz ok. Ich habe nicht mehr erwartet und es gibt sogar einen Ventilator. Toilette und Dusche gibt es auf dem "Flur", wobei letztere aus einem großen Bottich besteht, aus dem man das Flußwasser mit einer kleinen Kunststoffschale schöpft und über den Körper gießt. Das kenne ich noch von Uganda, da musste man nur sparsamer schütten.
Ich erkunde wieder das Oberdeck und finde am Bug, vor dem Kaptänsstand doch noch drei verwitterte Holzstühle. Aufgepeppt mit der Decke aus meiner Kajüte gar nicht mal unbequem. Ich habe zwar später den Eindruck, dass die normalerweise von der Käptn-Crew genutzt werden, aber das ist mir egal - ein bißchen Touribonus darf auch mal sein. Außer mir verirrt sich niemand hierher und erst am nachmittag erscheint überhaupt mal jemand auf dem Oberdeck. Außer mir habe noch einige Passagiere Kabinen gebucht, es scheinen aber alles Einheimische zu sein. Die restlichen ca. 15-20 Passagiere schlafen im hinteren Bereich des Schiffes auf dem Boden und verbringen dort auch die ganze restliche Zeit, allerdings beschattet, bei ganz angenhmen Temperaturen. Ich lasse mich dort mal kurz mit meinem "mingelaba"(hallo) sehen, trete später auch in einen kurzen Austausch mit zwei Frauen, die zwischen Kisten voller Rum und anderen Säcken lagern, empfinde diese Konversation mit Händen und Füssen aber doch als extrem anstrengend, wenn ich kein klares Anliegen habe.
 Ich hatte ja im Rahmen dieser Reise schon öfter über ein Schweigeseminar im Kloster nachgedacht, da augenscheinlich niemand auf diesem Schiff auch nur einen Brocken Englisch zu sprechen scheint, komme ich hier wohl ungeplant zu einem dreitägigen Schweigeseminar!
Als es hell wird, werden neben meinem Aussichtsplatz 2 große Boxen aufgestellt. Mir schwant nichts Gutes. Bereits in meiner letzten Unterkunft gab es morgens zum Frühstück einen betenden Mönch im schneekrisselnden TV und auch in meinem Taxi auf dem Weg zur Anlegestelle war er präsent gewesen. Ich liege richtig. Schon bald erklingt der monotone Singsang lautstark aus den Boxen. Ich überlege kurz meine Ohrstöpsel dem 1. Tageseinsatz zuzuführen, nehme das ganze dann aber doch lieber als meditative Übung. Schließlich ist mir das Singen von Mantras zuhause ja durchaus vertraut und mein Vorsatz Yoga und Meditation zu meinen Reisebegleitern zu machen wartet bisher noch auf die Umsetzung.....
Es ist unglaublich entspannend dem Tuckern des Bootes zu lauschen und dabei die Landschaft gemächlich an sich vorbeiziehen zu sehen. Überall auf der Welt sind Flüsse die Lebensadern. Auch hier läßt sich beobachten, wie der Fluß das Leben der Menschen beeinflusst. Wir befinden uns im letzten Drittel der Trockenzeit. Das Land ist völlig ausgedörrt, die Wege staubig und viele Bäume haben ihre Blätter abgeworfen. Doch entlang des Flusses zieht sich ein grünes Band, sei es in Form von Feldern, oder in Form von Wäldern und Hainen, bestehend aus Palmen, Bananen und vielerlei anderen Bäumen und Sträuchern, doch auch diese sind mit einer dicken Staubschicht bedeckt. Oft stehn einfache Verschläge an den Rändern 5-10 m hoher Sandklippen, manchmal sind es auch ganze Gehöfte oder kleine Ortschaften. Am Ufer wird gewaschen, gebadet, Vieh wird getränkt und Boote werden be-und entladen. Menschen, die einfach nur schwimmen oder tobende Kinder sehe ich nie. Zurzeit bestimmen riesige Sandbänke das Bild. Es läßt sich erahnen, welche Wassermassen hier entlangströmen, wenn der Monsunregen erst einmal eingesetzt hat. Jetzt ist der Ayeyarwady ein bißchen breiter als der Rhein. Mit der Fahrrinne scheint es allerdings nicht so ganz einfach zu sein. Wir fahren oftmals Slalom und selbst auf größeren Transportschiffen stehen vorne zwei Lotsen, die mit langen Stäben die Wassertiefe kontrollieren. Es gibt Transportschiffe in verschiedensten Grössen, dazwischen Fischer und Bambusflöße, mit einem kleinen Zelt darauf. Einmal überholt uns ein Fluss-Kreuzfahrtschiff und ich kann sehen, wie meine Fahrt ein paar hundert Euro teurer aussieht - ok, auf die Liegestühle bin ich ein bißchen neidisch.....
Mittagessen wird in der Kombüse serviert, einem Holztisch mit zwei Bänken im Zwischendeck. Gekocht wird auf Holzkohleöfen an der Relimg. Der Einfacheit halber bestelle ich das gleiche, was mein Sitznachbar gerade isst. Es ist das übliche Hühnchencurry: Reis mit Hühnchen, einer scharfen Soße, von der ich nur eine Messerspitze voll nehme und eine Art Grüne Bohnen, dazu die obligatorische leicht säuerliche Gemüsesuppe. Im Reiseführer steht, dass man für dieses Essen an Bord einen sehr robusten Magen benötigt. Ich bin stolz auf meinen Magen, der bisher alle Herausforderungen mit Bravour gmeistert hat. Nur die rohen Gurken lasse ich diese Mal stehen. Ich gehe stark davon aus, dass an Bord überwiegend Flusswasser genutzt wird- heute kommt dann auch zum ersten Mal mein Trinkwasser beim Zähneputzen zum Einsatz.
Am späten Nachmittag steuern wir ein kleines Städtchen an. Während sich das Boot schon bis ein paar Meter dem Ufer genähert hat, stehen dort noch ungerührt 2 Frauen badend (im Longy versteht sich) und zähneputzend im Wasser, eine Mutter schrubbt gerade ihrem kleinen Sohn den Rücken. Die Anlegestelle scheint das Badezimmer des Ortes zu sein. Überhaupt scheint die Zeit hier stehengeblieben zu sein. Ich kaufe ich mir frittierte Krabben, etwas Obst und eine kühle Dose Bier. Das Leben könnte schlechter sein......
Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben, in diesem Fall vor dem nächsten Morgen.....Die Bordnahrung hinterläßt nun doch ihre Spuren, allerdings in sehr gemäßigter Form und zum Glück habe ich ja gestern einen ganzen Packen Bananen gekauft:-)
Inzwischen haben sich die Menschen hier an Bord an mich gewöhnt und werden etwas offener. Einer der Schiffsführer spricht sogar ein bißchen Englisch - was keine große Auswirkung auf mein Schweigeseminar hat, aber irgendwie beruhigend ist....
Gestern hatte mir einer der Schiffsführer einen dunklen Fleck im Wasser gezeigt, einen Delphin! Ich konnte kaum glauben, dass hier in diesem geschäftigen Fluss Delphine leben - aber heute überholt uns ein Delfinbeobachtungsboot mit einem großen Transparent an der Seite: Help to save the dolphines in Ayeyarwady! Die Zahl ist wohl rückläufig, gerade 58 Exemplare wuden im letzten Jahr noch gezählt, drei davon bekomme ich später nochmal zu sehen.
Ein junger Mann in kakigrüner Kleidung kommt zu mir und bedeutet mir mit der Kamera aufs Oberdeck zu kommen. Erst möchte er von mir ein Foto machen, danach mache ich eins von ihm und schließlich gibt es ein gemeinsames mit seinem Handy. Anschließend imitiert er das Schießen mit einer Waffe, fährt sich mit der Flachen Hand an der Kehle entlang und zeigt Richtung Berge. Will er mir sagen, dass er auf dem Weg in die Berge ist, wo an der Grenze zu China immer wieder Kämpfe zwischen Rebellengruppen und der Regierungsarmee stattfinden?
Eigentlich hatte ich gedacht, die Unabhängigkeitskämpfer würden gegen die Militarregierung kämpfen. Es scheint aber eher egal zu sein, wer an der Regierung ist. Verschiedene Bereiche des Landes sind immer noch für Ausländer gesperrt, meist in den Grenzregionen. In einem Gebiet soll es heftige Auseinandersetzungen zwischen Buddhisten und Moslems geben, habe ich kürzlich in einer englischsprachigen Zeitung im Guesthouse gelesen. Wieder einmal versuche ich die Geschichte im Reiseführer nach zu vollziehen. Aber es ist mir zu kompliziert. Was ich verstehe ist, dass es in diesem Land mit 135 anerkannten Volksgruppen, aufgeteilt in 8 Hauptgruppen schon immer ethnische Ausandersetzungen gab. Mal offener, mal mehr im Untergrund. Mit einigen Rebellengruppen konnten wohl in den vergangenen Jahren Waffenstillstandsabkommen geschlossen werden. Die neue teildemokratische Regierung scheint jedenfalls für die noch verbliebenen Rebellengruppen kein Grund zum Richtungswechsel zu sein. Vielleicht ist auch das Schmuggeln von Teakholz (verbunden mit einer gefährlichen Rodung der Bergwälder) sowie von Opium nach China ein zu lukratives Geschäft um es aufgeben zu wollen? Und auch die Massenvertreibung von Moslems an der Grenze zu Indien und Bangladesh hat bereits eine lange Tradition.
Am nächsten Morgen bekomme ich Besuch von meinem Fotomodell und einem weiteren jungen Soldaten. Er muss in der Nacht an Bord gekommen sein und spricht ganz passabel Englisch. Er bestätigt meine Vermutung über das Ziel ihrer Reise. Eigentlich wollte er zur Navy und mag gar nicht kämpfen. Stattdessen ist er jetzt in der Artellerie und erfüllt seine Pflicht.... Danach zeigt er mir stolz zwei Werbevideos von Myanmar, die er mir überspielt und andere lustige Musikvideos auf seinem Handy. Er lädt mich ein mit seiner Freundin zu telefonieren, besorgt mir ein Fernglas und beantwortet bereitwillig die Fragen zu den Dingen, die ich am Ufer beobachte. Ein ganz angenehmer, freundlicher junger Mensch, mit ganz normalen Interessen und Träumen, im Alter von meinen Jungs und gerade auf dem Weg in den Kampf.........

Mein Traumschiff 
Das Freiluftrestaurant
Die Dusche
Die Loreley ist ueberall, selbst in Myanmar

In Mandaley

An meinem ersten Morgen in Mandalay streife ich wie gewohnt erst einmal duch die Strassen. Meine Unterkunft liegt ziemlich außerhalb und ich habe mich erst einmal mit dem Motorrollertaxi ins Zentrum bringen lassen. Hier erinnert mich ganz vieles an Uganda. Die Stände und Buden an den Strassen, kleine Märkte zwischendurch, im Hintergrund die Einraumläden und überall Gewimmel. Auf der Strasse herrscht aus meiner Sicht ein heilloses Durcheinander, klare Regeln kann ich nicht erkennen, aber es funktioniert irgendwie.
Auf dem Markt kaufe ich einen Longyi und habe direkt eine Gruppe freudig johlender Frauen um mich. Ich bekomme einen Tee in die Hand gedrückt und kurze Zeit später habe ich Thanaka im Gesicht. Diese Paste aus geriebner Rinde des Thanakabaumes dient den Frauen in Myanmar als Schminke und gleichzeitig als Sonnenschutz. Meist ist es einfach nur auf den Wangen oder im ganzen Gesicht verteilt, bei einer jungen Schmuckverkäuferin habe ich es aber auch schon mal elegant aufgetragen in Form eines Blattes gesehen.
Gegen mittag setzt ich mich in ein einfaches Strassenrestaurant, bestelle mir Shan Nudeln, die kenne ich aus dem Guesthouse in yangon und verbrenne mir fast den Mund, so scharf sind die hier.....
Wo will ich als nächstes hin? Das "go with the flow" Prinzip ist gar nicht immer so einfach, besonders wenn einen das Luxusproblem der verschiedenen Möglichkeiten plagt. Ich entscheide mich schließlich für eine Schiffstour auf dem Ayeyarwady. Die meisten Schiffe fahren nach Süden, nach Bagan, zur Haupattraktion des Landes. Die landschaftlich reizvollere Alternative führt allerdings nach Norden. Dorthin fährt allerdings nur das staatliche Schiff, erfahre ich in einem Reisebüro, oder eine Kreuzfahrt gibt es ebenfalls in diese Richtung. 500 € sind jedoch in meinem Budget dafür nicht vorgesehen und so entscheide ich mich für die staatliche Variante.. Auf der Suche nach dem Büro der staatlichen Schiffahrtsgesellschaft in der Nachmittagshitze verzweifle ich fast. Zum ersten Mal empfinde ich das Reisen auf eigene Faust als anstrengend. Auch das Hotel ist keine große Hilfe. Die sind eher auf asiatische Gruppen eingestellt. Das Zimmer ist komfortabel und preiswert, aber ich vermisse die familiäre Atmosphäre und die kompetente Beratung aus Yangon. Backpackerflair ist etwas anderes. Überhaupt unterscheidet sich das Touristenklientel in Myanmar deutlich von dem in Thailand. Einzelreisende treffe ich kaum. Gelegentlich mal ein Pärchen, ansonsten sind organisierte Reisegruppen unterwegs. Meist kulturinteressierte ältere Europäer, oft Briten, gelegentlich auch Deutsche, Franzosen oder Italiener. Die Menge von Touristen, die im Land unterwegs sind, zeigt sich an den touristischen Highlights, besonders zum Sonnenuntergang. Dann stehen Trauben von Menschen bereit, um im richtigen Moment den Auslöser zu drücken. Für junge Backpacker ist das Land zu teuer. Unterkünfte, die Ausländer beherbergen dürfen, benötigen eine besondere Lizenz. Daher ist die Auswahl an preiswerten Unterkünften gering.
Am Abend schickt mir der Himmel (wer auch immer da sitzen mag:-) ) Mgmg (Momo), einen Rollertaxifahrer, der etwas Englisch spricht. Den engagiere ich für die nächsten 1,5 Tage und genieße es, auf dem Roller zu den schönsten Plätzen gefahren zu werden (bekannte und unbekannte) und mich um nichts kümmern zu müssen. Ein kleiner Wermutstropfen ist der Dunst. Seit ich in Yangon gelandet bin, hängt eine Dunstglocke über dem Land. Ich weiß nicht, ob es die Luftverschmutzung, der Staub, die Hitze oder irgendwelche Waldbrände in benachbarten Ländern sind, auf jeden Fall ist der Sichtradius eingeschränkt und viele, im Reiseführer als traumhaft beschriebene Aussichtspunkte verlieren einen guten Teil ihrer Wirkung.


Die Moenche in Mandaley sind ziemlich weltoffen und moegen glitzernde und leuchtende Pagoden genauso wie alle anderen
Eine Bootsahrt die ist lustig, Frauenpower im Hafen
Buddhafiguren bei der Entstehung, der Kopf wird immer zuletzt modelliert....
....und ein beeindruckendes Exemplar in Vollendung, man beachte die zarte Gestalt unten links
Es geht nichts ueber ein gutes Rollertaxi, Momo, mein Retter und Guide....

Mittwoch, 17. Februar 2016

In Yangon

28 Std liegen zwischen meinem Aufbruch in Bamboo hut und meiner Ankunft im Thalwin Guesthouse in yangon. Zum ersten Mal treffe ich auch ältere Reisende. Es herrscht eine sehr familiäre Athmosphäre und mein Vierbettzimmer ist sehr geräumig und hell. Das Gästehaus liegt etwas außerhalb an dem großen Inle lake. Mit seinem kleinen Garten ist es eine richtige kleine Oase. Am ersten abend reicht es nur noch zu einem kleinen Spaziergang am See, vorbei an dem "Arresthaus" von Aung San Suu Kyi, von dem man aber lediglich ein großes Metalltor mit dem Emblem ihrer Partei sieht. Das abenteuerlichste an diesem Ausflug ist das Überqueren der 6spurigen Strasse. Zum Glück gibt es eine steinerne Abtrennung in der Mitte und ich kämpfe mich in zwei Abschnitten durch die unbeirrt rasenden Autos. Auf dem Rückweg ist es bereits dunkel und ich überlege, wie ich das wohl hinbekomme. Erfreut entdecke ich einen Zebrastreifen- Problem gelöst! Allerdings nur in den Gedanken einer Deutschen. Niemand interessiert sich hier nur annähernd für die weissen Streifen! Es gibt zwei Möglichkeiten: Warten bis eine ganze Horde zusammenkommt und es gemeinsam wagt....oder sich von Spur zu Spur durchkämpfen, was aber eher im Hellen zu empfehlen ist.
Am nächsten Tag schaffe ich es sogar zum Sonnenaufgang an der berühmten Shwedagon Pagode zu sein. Eine beeindruckende Anlage. Überall glitzert es golden, Buddhastatuen in allen Größen und Variationen, die Dimensionen sind wirklich gigantisch! Zu so früher Stunde sind überwiegend die Einheimischen unterwegs und es wird fleißig gebetet und geopfert. Auch ich hatte mir noch vor dem Eingang ein paar Blumen aufschwätzen lassen. An beiden Seiten der riesigen Treppen, nur einem von 4 Zugängen, befinden sich zahlreichen Andenkenstände, die neben Nippes auch Blumen und Räucherstäbchen verkaufen. Obwohl Buddha kein Gott und der Buddhismus eigentlich keine Religion ist, emfinde ich den "Personenkult" sehr ausgeprägt. Ich tue mir eher schwer mit dieser Form der Verehrung und stelle meine Blumen dann zu einem liegenden Buddha, der einen sehr entspannten Eindruck macht! Aber ich bin inspiriert mich auch mit dem Thema Buddhismus ein bisschen mehr zu beschäftigen. Auf jeden Fall bin ich froh, dass ich mir mein afrikanisches Tuch als langen Rock um die Hüften geschlungen habe. Longys (lange Röcke) sind in Myanmar die traditionelle Kleidung bei beiden Geschlechtern. Die Männer tragen kariert, die Frauen die verschiedensten Farben. Heute ist Feiertag - Union day, der Tag der Einheit. Da sind wohl ohnehin alle noch ein bisschen schicker, aber auch im Alltag ist die traditionelle Mode noch stark vertreten. Nur bei den Jüngeren sieht man ab und zu Jeans.
Es wird Zeit fürs Frühstück und ich beschließe die Wirkung des "Straßenessens"auf meinen Magen zu testen. Schließlich habe ich ein Guesthaus mit genügend Toiletten im Hintergrund und außerdem gelesen, dass die Gemüsesuppe besonders morgens, wenn frisch gekocht, für Europäer gut verträglich ist. Am gewöhnungsbedürftigsten, sind die kleinen Plastiktische und Stühle, die es bei uns nur in der Kinderecke gibt!
Danach steige ich in den kleinen Bus, der gerade bereitsteht. Der Fahrer nickt eifrig, als ich "downtown?" Frage- das ich später ganz woanders lande brauche ich sicher nicht extra zu erwähnen, oder?
Als nächstes steigt eine junge Frau ein, strahlt mich an, wechselt ein paar gebrochene Worte in Englisch mit mir, bezahlt meine Fahrkarte und steigt wieder aus....Das bleibt nicht die einzige Begegnung dieser Art!
Ich hatte bereits im Reiseführer gelesen, dass die Burmesen sehr freundlich seien, aber mit einer solchen Herzlichkeit hatte ich nicht gerechnet. Häufig werde ich angesprochen, wo ich denn herkäme, Jugendliche wollen ein Selfie mit mir, und die vielen, die kein Englisch sprechen, versuchen mit allen Mitteln mir weiterzuhelfen wenn ich eine Frage habe. Will ich für eine grössere Hilfeleistung ein Trinkgeld geben, wehren sie sich vehement und Tee oder kleine Snacks am Marktstand darf ich meist nicht bezahlen, wenn ich vorher mit Händen und Füssen kommuniziert habe. Ich habe mich noch nie als Tourist so willkommen gefühlt, aber ohne dieses Gefühl, "die wollen alle bloß mein Geld". Ich verliere sogar ein wenig die Scheu Fotos zu machen.
Am Sonntag mache ich mit einer Zimmergenossin aus der Schweiz einen Ausflug in den Park an einem größeren See. Es ist ein richtiges Idyll, während rundherum trotz Sonntag der Verkehr tobt. Auf einem großen drachenartigen goldenen Schiff wird abends ein traditionelles Showprogramm angeboten. Wir dürfen auf Nachfrage auch nur für ein Getränk eintreten und sitzen ganz alleine in dem riesigen festlichen Saal- Gesang und Puppenspiel inklusive.....
Yangon ist wie alle Städte der 3. Welt voller Gegensätze. Armut und tradtionelle Lebensweisen werden mit extremen Auswüchsen des modernen Kaptalismus konfrontiert. Ärmliche Hütten und Straßenstände stehen neben glitzerndenHochhäusern und zwischendrin noch ein paar übriggebliebene Gebäude aus der Kolonialzeit, mal aufwedig restauriert, mal völlig verkommen. Nach der jahrzehntelangen Isolation drängen nun Investoren aus allen möglichen Ländern ins Land. Verkehrsstaus und Luftverschmutzung sind die täglichen Begleiter, der Zustand der Fahrzeuge allerdings weit besser als in Uganda. Es sind überwiegend Taxen, die das Straßenbild prägen. Motorroller gibt es fast keine. Es heißt, von einem Motorroller aus, wäre einmal ein Anschlag auf den Präsidenten verübt worden, seither wären Motorroller in Yangon verboten! Davon gibt es in Mandalay, wo ich inzwischen gelandet bin, umso mehr. Hier fühle ich mich wie in Uganda, überall warten die Rollertaxis auf Kundschaft- allerdings weniger aufdringlich und sogar mit Helm, der logischerweise allerdings nie passt!
Essen auf Kinderstühlchen

In den Pagoden wird fleißig gebetet und geopfert
Zum Union day gab es ein Plakat mit den verschiedenen Volksgruppen am Rathaus
50% der Männer kauen die Betelnuss, spucken den braunen Saft überall hin und bekommen braune Zungen und Zähne. Das musste ich natürlich auch ausprobieren- ziemlich eklig!
Valentinstag in einem modernen Einkaufszentrum....
...und traditionell am Sonntag nachmittag im Park
Lame in seinem IT Shop-mein Ansprechpartner bei tablet Problemen
"Extravorstellung" im schwimmenden Restaurant

Samstag, 13. Februar 2016

Wlan Probleme

Angekommen in Myanmar gestaltet sich die Internetnutzung etwas schwieriger. Meine Berichte kommen also eher zeitversetzt und wie das mit Fotos klappt - mal sehen......Ich habe zwar jetzt eine lokale sim Karte mit Internet für mein Smartphone, was vor allem für die Nutzung meiner Übersetzer App in burmesisch super ist, aber mit meinem tablet, mit dem ich meinen Blog erstelle, komme ich mit dem vorhandenen Wlan scheinbar nicht immer ins Netz.
Aber es geht mir sehr gut und ich geniesse gerade einen Faulenzertag in einem ganz liebenswerten Guesthouse in Yangon!

Von Thailand nach Myanmar

Fast 12 Std.wird die Fahrt dauern. Der Schaffner hat schon begonnen die Betten zu bauen. Ein wirklich interessantes System, bei dem die unteren Sitze zu einer Liege zusammengeschoben werden, die obere Liege wird ausgeklappt. Eine dünne Matratze wird frisch bezogen und der Sichtvorhang aufgehangen. Ich bin gespannt, wie ich schlafen werde. Gerade leise ist der Zug nicht....
Der Abschied von der Insel ist mir schwergefallen. Es war so ein geschützter Rahmen, alles schon so vertraut....und auf jeden Fall eine gute Entscheidung, an diesem Ort und auf diese Weise meine Reise zu beginnen.
Dann heute morgen erst einmal eine abenteuerliche Jeeptour über die Berge. Die Wellenhöhe hätte einen Bootsverkehr wieder zugelassen, aber der Motor des Bootes sei kaputt, heisst es. Zum Glück sind wir genügend Reisewillige, so dass der Preis für die unfreiwillige Dschungeltour ok ist. Wirklich unglaublich, welches Geschick der Fahrer beweisen muss um diese steilen, ausgefurchten Feldwege zu passieren, die sich in der Regenzeit vermutlich in reißende Bäche verwandeln.
Das Küstenstädtchen, wo meine Fähre abfährt, ist das krasse Gegenteil zu meinem beschaulich chilligen Resort. Quirlig, in schreienden Farben und voller Touristen. Am späten nachmittag dann wieder ein ganz anderes Bild in der Stadt, in der mein Zug losfährt. Am Bahnhof tummeln sich einige Backpacker, ansonsten gehört die Stadt den Bewohnern. Überall diese fremden, unleserlichen Schriftzeichen. Keine englische Übersetzung auf den Werbeschildern, keine Reisebüros, die die torristischen Ausflüge anbieten. Stattdessen ein Markt an einer der Haupstrassen, bei dem Essen in allen Variationen angeboten wird. Normalerweise bin ich ja recht mutig, aber Durchfall im Nachtzug, das will ich auf keinen Fall riskieren und beschränke mich auf frische Ananas und einen Weck aus dem Supermarkt.
Ob es so auch in Myanmar sein wird, diesem touristisch noch nicht so stark erschlossenen Land?
Was mich gerade dorthin gezogen hat weiß ich selbst nicht so genau und hatte auch zuhause gar nicht wirklich die Zeit mich damit zu beschäftigen. Als ich jetzt ein bißchwn recherchiere, stelle ich fest, dass ich zu einem historischen Zeitpunkt in dieses Land reise. Seit 1. Februar, also noch keine zwei Wochen, ist das erste demokratisch gewählte Parlament an der Regierung. Fast demokratsch- 25% derSitze haben sich die Militärs per Verfasung gesichert. Lange Zeit hat die Militärregierung mit harter Hand einen Sozialismus praktiziert und dabei das Land isoliert und in den Ruin getrieben. Der Wahlsieg der demokratischen Bewegung wurde 1990 nicht anerkannt und deren Ikone, Aung San Suu Kyi fünf Jahre später unter Hausarrest gestellt, der dann 15 Jahre andauerte. Erst seit 2010 gab es Reformen, und bei einer Nachwahl 2012 wurde Aung San Suu Kyi ins Parlament gewählt. Im November 2015 gewann ihre Partei dann haushoch die Wahlen, die dieses Mal auch anerkannt wurden. Die Zeit zwischen Wahlen und Regierungsübernahme haben die Militärs dann noch gut genutzt um verschiedene Gesetze zu ihren Gunsten zu verabschieden und sich die Taschen voll zu machen. Keine leichte Aufgabe für das neue Parlament, in dem die Militärs ja immer noch sitzen. Zumal das Land ein Vielvölkerstaat ist, in dem es schon immer ethnische Auseinandersetzungen gab. Wer weiß, was passiert, wenn die erste Euphorie der neuen Freiheit verpufft und kein gemeinsamer Feind mehr zu bekämpfen ist.....
Auf jeden Fall bin ich sehr gespannt. Einen vorher- nachher Vergleich habe ich nicht, aber zwei Romane, die vor dem Beginn der Reformen spielen, gewähren mir zumindest einen kleinen Einblick.
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Der Schaffner im Zug und Bilder der königlichen Familie in Bahnhof von Bankok

Montag, 8. Februar 2016

Yoga im Paradies

Die Reise nach Ko Pa Nang klappt super. Flugzeug, Bus, Fähre, Pick up, Boot, alles reiht sich passend aneinader, obwohl ich nur den Flug gebucht hatte. Reisen in Thailand ist wirklich einfach und preiswert!
Auf der Insel angekommen fühle ich mich gleich wie im Paradies. Der offene Restaurantbereich ist in den Felsen gebaut, die Holzhütten auf Stelzen liegen dahinter im "Dschungel". Meine Hütte ist riesig, mit einem angebauen einfachen Bad, ein bißchen komfortabler als in Uganda, allerdings WC mit Handspülung. Erst später stelle ich fest, dass ich eine Edelhütte erwischt habe, die meisten sind kleiner und nicht ganz so schön, aber auch ok. Dass ich im Dschungel bin, merke ich am nächsten Morgen, als direkt zwei Ameisenstrassen durch mein Bad laufen. Eine Küchenschabe sehe ich erst nach 4 Tagen...ich gehe dazu über immer erst das Licht einzuschalten und dann die Badtür zu öffnen, das hilft und zum Glück gibt es hier nicht so oft Stromausfall wie in Uganda.
Unser Yogatempel liegt noch weiter oben im Dschungel. Ein wunderschöner Raum, rundherum lediglich mit Moskitonetzen bespannt. Franzis, unsere Yogalehrerin erinnert mich an die Hauptdarstellerin aus "Sommer in Orange" und ist eine Super Lehrerin, bei der auch ich als Anfängerin mich wohlfühle-soweit das bei den Verrenkungen möglich ist.
Mein erster Yogaversuch war vor ca. 30 Jahren bei irgendeinem VHS Kurs und hat mich lange von einem weiteren Versuch abgehalten. Aber seit geraumer Zeit verfolgt mich das Thema. Alle um mich herum praktizieren oder unterrichten Yoga und bei unseren morgendlichen Meditationseinheiten in unserer WG haben Birgit und ich in letzter Zeit öfter auch mal Yoga eingebaut. Inzwischen fasziniert mich nicht nur die Hoffnung beweglicher zu werden, sondern vor allem die Philosophie, die dahinter steht. Das Gleichgewicht von Körper und Geist, dieKonzentration auf den Augenblick, das alles klingt verheißungsvoll, ist aber erst einmal schwierig und anstrengend...Aber irgendwie ist dieser Kurs spontan als Einstieg für meine Reise aufgetaucht.....In den ersten zwei Tagen bin ich nur platt. Dass all diese entschleunigenden Praktiken aus Asien kommen kann ich gut verstehen. Ich bin schon nass geschwitzt, ohne mich bewegt zu haben, wie ich mich nach einer yoga Stunde fühle ist vorstellbar.....Bei manchen Übungen bin ich überascht, wie gut es geht, bei anderen fühle ich mich steif wie ein Brett. Zwischendurch will ich meineMuskeln mit Massage entspannen und wähle bewußt nur die Ölmassage. Aber selbst die ist schon schmerzhaft und die Thai Masseurin rät mir in Anbetracht meiner, scheinbar stark verspannten und verkürzten Muskeln/Sehnen, zu einer 2stündigen Thaimassage! Ich bin wild entschlossen diesen Kontinent weit beweglicher zuverlassen, als ich ihn betreten habe und stimme zu. Für ca.15€ ist eine 2stündige Massage schließlich auch ein echtes Schnäppchen, dann noch mit Meeresrauschen im Hintergrund.....
Anfangs unterhält sich meine Masseurin noch angeregt mit ihrer Nachbarin, zwischendurch kommt mal der ein oder andere Besucher der unterhalb liegenden Bar auf dem Weg zur Toilette vorbei. Es wird auf jeden Fall nicht langweilig und Einschlafgefahr besteht ohnehin nicht......Aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass sie sehr genau weiß, was sie tut und besonders schmerzhaft sind die Stellen, die sich auch sonst von Zeit zu Zeit immer mal mit irgendwelchen Malessen melden.
Unsere Yoga Gruppe ist international: USA, GB, Kanada, Norwegen, Italien, Österreich und Deutschland. Ich merke, dass die Unterhaltung in Englisch mit Muttersprachlern doch wesentlich anstrengender ist, als es beispielsweise mit den Ugandern war. Gute Einzelgepräche ergeben sich immer mal wieder, aber rumhängen in derGruppe ist nicht so mein Ding und ich bin auch immer wieder gerne alleine. In meiner Nachbarhütte wohnt Judith, eine Französin, die in der Gemeinschaft Schloß Tempelhof wohnt und bei der ich erst im September ein Seminar zur Gemeinschaftsbildung gemacht habe. Sie trifft sich hier mit ihren Kindern, die in der ganzen Welt verstreut leben. Die Welt ist ein  Dorf!!!!!
Am Strand lausche ich fasziniert einem sympathisch wirkenden Shanti Sänger. Wie sich später herausstellt ist es Kevin James, ein bekannter australischer Sänger von spirituellen Liedern. Ich habe gleich zweimal die Gelegenheit an seinen Singzirkeln teilzunehmen. Zwei wunderschöne Erfahrungen, die teils ähnlich, teils aber auch wieder ganz anders sind, als die spirituellen Singveranstaltungen, die ich in Deutschland besuche.
Wochenende ist immer Partytime! Ganz krass sind wohl die legendären "Vollmondpartys", aber zum Glück ist Neumond. Am Freitag ist die Party weit genug weg, aber am Samstag direkt neben meiner Anlage. Das bum-bum geht gegen 23 Uhr los und dauert dann bis zum Sonntag mittag. Ich bekomme einen guten Tip, gehe abends früh mit Ohrstöpseln ins Bett und mische mich dann morgens vor Sonnenaufgang unter die Tanzenden. Das klappt gut! Der Elektro Beat ist normalerweise nicht mein Ding, aber mit dem Geräusch der gegen die Felsen krachenden Wellen und der langsam deutlicher werdenden Konturen des Meeres kann ich mich auch damit arrangieren und es ist auch kein Patrick da, der sich für seine Mama schämen muss :-)
Beim anschließenden Frühstück krachen dann die Böller. Es ist chinesisches Neujahr..........
Das Wetter ist stürmisch, dafür die Temperaturen für mich sehr angenehm. Nach einem Schläfchen nutze ich die Gelegenheit mein Umfeld zu erkunden. Es tut so gut, nicht ständig nassgeschwitzt zu sein. Vieles erinnert mich hier an Afrika. Die Vegetation, die ausgefahrenen Feldwege, dieman für unbefahrbar hält, die Müllhaufen, die irgendwo im Gebüsch verbrannt werden...., aber vieles ist auch schon weiter entwickelt als dort. Ich passiere alle drei Buchten, die fußläufig einfach zu erreichen sind. Es ist faszinierend und beängstigend, wie das Meer sich den Strand erobert und teilweise bis in die Bars hinein seine Spuren hinterlät. Es kommt wohl häufiger vor, dass die kleinen Fischerboote ihren Fährverkehr einstellen, aber das hier sei wohl der srärkste Sturm seit 1,5 Jahren. Ein Glück, das ich vor einer Woche angekommen bin und nicht heute.

Mit dem Fischerboot zur Bucht

Ein bisschen Strand zwischen den Strapazen...

In Bamboo Hut laesst es sich aushalten

Normale Feldwege

Auf Erkundungstour

Freitag, 5. Februar 2016

Bankok

Nach 11 Std Flugzeit erreiche ich Bankok. Am Flughafen hänge ich mich an ein hippiemässig aussehendes Pärchen und teile mit ihnen ein Taxi. Die beiden kommen aus Mainz, sind Erzieher verdienen ein halbes Jahr lang Geld, um das andere halbe Jahr in Kambodscha zu leben. Dort geben Sie dann Sprachunterricht.
Mein Hostel liegt in dem, bei backpackern beliebten Gebiet um die Kaosan road. Dort tobt abends der Bär und ich merke schnell, dass ich doch zu alt für diese Art von Abendunterhaltung bin. Aber an einer etwas ruhigeren Ecke das Gewusel im bequemen Sessel, während einer Fussmassage zu beobachten, hat durchaus seinen Reiz und das Essen in den Garküchen am Srassenrand oder den mobilen Woks und Grills ist nicht nur unschlagbar günstig, sondern auch lecker.(Dank meinem robusten Magen bisher auch ohne Folgen)
Knappe zwei Tage Bankok, aber bitte ohne sightseeing stress! Mein bevorzugtes Verkehrsmittel wird schnell das Boot.In verschiedensten Varianten fahren sie als Taxis auf kleinen Kanälen einem grossen Fluss, der mich stark an den Rhein zB bei Köln erinnert. Das moderne Bankok streife ich nur kurz. Zwischen Wolkenkratzern fühle ich mich anscheinend nirgendwo auf der Welt wohl und den modernen Skytrain verlasse ich auch schnell wieder,weil er, wie alle klimatisierten Räume, Geschäfte und Taxen viel zu kalt ist.Bei den Bootsfahrten ist es auch einfacher ins Gespräch zu kommen, allerdings meist mit Ausländern, die Thais tun sich scheinber schwer mit Englisch, zumindest die, mit denen man als Tourist in Kontakt kommt. Das bestätigt mir auch eine Philippinin, die in Bankok arbeitet und im Boottaxi neben mir sitzt.
Die Haupattraktion, den Wat Phra Kae Tempel & Königspalast will ich mir dann doch ansehen. Ein Führer hatte mich schon gewarnt, es sei Samstag und ziemlich überfüllt und ausserdem würde ich ein shirt mit Armen benötigen. "Ich habe doch mein Tuch dabei, untd so schlimm wird es schon nicht werden" , denke ich in meinem bewährten Optimismus......Von wegen, ein shirt muss ich im shop neben der Kasse kaufen und an allen Engpassstellen fühlte ich mich wie ein Stück Vieh, besonders wenn die uniformierten "Wärter" mit einem Stock in der Hand Anweisungen geben. Die Gebäude sind beeindruckend, alles glitzert in leuchtendem Gold.Aber ich spüre, dass mir Personenkult, ob wie hier für Buddha oder ganz gleich für wen, immer fremd bleiben wird.
Der Gang über das Gelände gleicht einem Slalomlauf zwischen Fotomodellen. Alle sind sich am fotografieren, manche gegenseitig, die anderen sich selbst, mit und ohne selfistick. Alle scheinen ihr Leben in Fotos leben zu wollen. Was mich in Deutschland schon nervt, finde ich hier potenziert. Was Buddha wohl dazu sagen würde.Aber immerhin, im Inneren des Tempels ist das fotografieren verboten. Während ich noch überlege, ob ich den britsch anmutenden Wachsoldaten, der unbeweglich wie eine Wachsfigur vor einem der Paläste steht, fotografieren darf, kommt hinter mir eine Gruppe mit asiatischen Besuchern, die sich in allen Posen um den Wachmann herum ablichten lassen!
Viel interessanter fand ich den Besuch eines Schreins, den ich unterwegs zum Tempel besucht hatte. Zwar gibt es auch hier das ein oder andere Selfie, aber es herrscht eine sehr andächtige und gleichzeitig locker-fröhliche Atmosphäre. Einige sind damit beschäftigt knallig bunte Tücher um kleine Säulen zu binden (die kurze Zeit später wg. Überfüllung im Müllsack landen), andere entzünden Räucherstäbchen oder opfertn Schalen mit Blüten oder Geld. Viele beten inbrünstig und ein Mönch scheint gegen Opfergaben seinen Segen zu erteilen. Dazu eine Musik, die mich irgendwie an Karnevalsmusik erinnerte- oder sind das schon die Enzugserscheinungen?! In einem, diesmal als herrlich kühl empfundenen Raum, spielen drei ältliche, grell geschminkte Asiatinnen in glitzernden Kostümen einen Tempeltanz.
Die zweite Nacht in meinem 6bettzimmer wird kurz! Ich will um 6.15 Uhr aufstehen, damit ich rechtzeitig am Flughafen bin. So der Plan. Um 4.30 geht der 1. Wecker im Zimmer und verhallt ungehört. Als er sich kurze Zeit später wieder meldet, wecke ich die dazugehörige junge Asiatin. Das Licht geht kurz an, dannwieder aus. Eine halbe Stunde später klingelt der Wecker ihrer Freundin. Beide beginnen lautstark aufzustehen. Da ich schon seit dem 1. Wecker wach bin, entschliesse ich mich das Morgenprogramm früher zu starten und dafür entspannter anzugehen.......und vielleicht doch nochmal zu überlegen, ob ich immer die billigste Übernachtungsvariante wählen will:-)
Jetzt sitze ich auf der Fähre zur Insel und nutze die Zeit meine Eindrücke aufzuschreiben. Irgendwie habe ich in Erinnerung an Uganda richtig Lust dazubekommen. Mal schauen, ob das anhält...Bei meinem nun anstehenden yoga Kurs auf der Insel Ko Pha-Ngan im Golf von Thailand werde ich wohl eher auf Innenreise gehen ....:-)

Die Fussmassagen mitten im Getuemmel sind der Hit

Theater auf Thai

Selfies sind der Renner, egal wo und mit wem



Donnerstag, 4. Februar 2016

Einleitung

Liebe Leser, an dieser Stelle erst einmal ein paar Informationen für alle, die meine Entwicklung in den letzten Monaten nicht mitbekommen haben, und sich daher wundern Nachrichten aus Asien zu lesen.
Ich habe meine Stelle in Boppard zum Ende des Jahres gekündigt, u.a. Weil ich das Gefühl hatte, dort nicht mehr am richtigen Platz zu sein. Ich möchte künftig nicht mehr im Altenheim arbeiten. In einem längeren Prozess ist der Plan in mir gereift, mir eine Auszeit zu gönnen, die ich in Asien verbringen möchte. Bisher geplant sind Myanmar und Thailand, aber wer weiß? Da die Stelle, die ich am liebsten hätte (wen wundert es: in einem Wohnprojekt), noch in der Projektantragsphase ist, habe ich mich entschlossen noch keinen Rückflug zu buchen und stelle fest, dass dies ein unglaubliches Gefühl von Freiheit vermittelt! Völlig frei entscheiden zu können, wo man den nächsten Tag verbringen möchte, ist wirklich Luxus pur - auch wenn die Unterkünfte ganz einfach sind....Ich bin so dankbar, diese Erfahrung machen zu dürfen und habe, ganz unerwartet - in Erinnerung an Uganda- wieder Lust am Schreiben bekommen. Daher halte ich in diesem Blog einen Teil meiner Erlebnisse und Gedanken fest. Für mich und für alle die, die Lust haben, mich zu begleiten. Ich weiss nicht, ob diese Lust anhält- wir werden sehen.
Persönliche Rückmeldungen könnt ihr gerne über meine emailadresse schicken: miwolff17@gmail.com