Dienstag, 15. März 2016

Per Pedes zu den schwimmenden Gärten

Die Rudertechnik der Menschen am Inle See, ein Fuß wird ums Ruder geschlungen, damit die Hand zum Fischen frei bleibt
In Kalaw starte ich zu einer zweitägigen Wanderung durch die Berge zum Inle See. Unsere 7er Gruppe ist international: Australien, USA, Korea und ich. Die Landschaft ist schön, aber leider trocken. Auf den Feldern, die sich in der Regenzeit in Reisplantagen verwandeln, zupfen Kühe an ein paar trockenen Halmen. Aber die ganze Szenerie hat etwas ruhiges und friedliches. Auf den Feldern wird hier und da geharkt, Ingwer wird gerade geerntet und von Ochsen gezogene Fuhrwerke zockeln an uns vorbei.
Es ist diese Ursprünglichkeit und Beschaulichkeit, die mich schon in Uganda immer fasziniert hat. Auch wenn es für die Betroffenen sicherlich ein hartes Leben ist, wirkt es auf mich immer irgendwie idyllisch. Die Dörfer, durch die wir kommen wirken ordentlich, die Tiere wohlgenährt. Das Armenhaus des Landes, falls es so etwas gibt, ist hier jedenfalls nicht. Die Natur scheint gut zu sorgen. Es gibt eine Baumart, die alle drei Monate beschnitten werden kann und somit regelmäßig Feuerholz liefert und der Bambus, der auch schon nach 5 Monaten gefällt werden kann ist ein Allroundtalent für Hausbau, Matten, Körbe und vieles mehr.
Am späten nachmittag erreichen wir unser Ziel, das Dorf in dem wir übernachten sollen. Hier zeigt sich, wie beliebt diese Strecke bei den wanderfreudigen Touristen ist. Aus zahlreichen Höfen klingt am Abend das Gelächter der verschiedenen Wandergruppen, die es tagsüber geschafft haben sich zumindest einigermaßen aus dem Weg zu gehen. Ich treffe sogar noch zwei Dresdener und genieße es, mal wieder ein bißchen deutsch sprechen zu können.
Meine Nacht ist kurz. Ich hatte befürchtet, dass das Schlafen auf dünnen Matten nicht so toll für mich wird und deshalb nur die Zweitageswanderung gebucht. Dafür ist das Essen, das uns die Gastgeberin auf dem Feuer kocht sehr lecker und das Schlendern durch das gerade erwachende Bergdorf inklusive Sonnenaufgang ein ganz besonderes Erlebnis.

Der Inle See ist wohl eines der beliebtesten Urlaubsziele, sowohl bei ausländischen, als auch bei Touristen aus dem eigenen Land. Mit länglischen Fischerbooten kann man den langen, teilweise fast völlig zugewucherten Bergsee erkunden, läßt sich durch die schwimmenden Gärten und die Gassen der Pfahlbautendörfer manövrieren und bewundert die Fischer, die mit ihrem Bein rudern, damit sie eine Hand zum fischen frei haben.

Auch mit dem Fahrrad läßt sich einiges erkunden. Das Weingut auf dem Hügel lasse ich erstmal aus, es ist erst 10 Uhr morgens. In Stück weiter weckt eines der zahlreichen Luxusresorts meine Neugierde. Da diese Anlagen meist an den schönsten Plätzen stehen, möchte ich auch hier gerne mal den Terassenblick genießen. Der Pförtner am Personaleingang, durch den ich zufälligerweise eintrete, läßt mich ungehindert ein. Ich gehe über endlose Stege, vorbei an Pfahlbauten, die alle eher unbewohnt aussehen. Auch auf der Terrasse kein Mensch! Im angrenzenden Speisesaal wird gerade eingedeckt, aber auch hier ist außer Personal niemand zu sehen. Sind alle Gäste unterwegs oder gibt es keine, oder wird gar ein hochrangiger Gast erwartet und die Anlage geräumt.....:-) ? Ich kann das Rätsel nicht lösen, trinke einen Eiscafe und genieße alleine mit meinem Buch den schönen Seeblick.
Auch auf der anderen Seite des Sees, die ich am nächsten Tag erkunde, holen mich meine Komfortgelüste ein. Ich stehe vor den hot springs, natürlich heißen Quellen, die in kleinen Becken gefaßt sind und als Badeerlebnis vermarktet werden. Eigentlich ist es mir warm genug, als ich jedoch auf einem Foto die bequemen Liegestühle unter den Sonnenschirmen sehe, kann ich nicht widerstehen....auch hier bin ich zunächst alleine, höre aber zahlreiche Stimmen. Die Anlage ist nämlich aufgeteilt in : Männer, Frauen und Ausländer/innen. Ich werde ungefragt zu letzterem geleitet, wehre mich aber nicht, denn bei den Frauen gibt es sicher keine Liegestühle.

Zum Ausgleich esse ich dann anschließend in einer "Dorfkneipe". "Hier muss es gut sein", denke ich -der Bambusunterstand mit dem Lehmboden ist propenvoll. Nachdem fast zeitgleich alle verschwinden, realisiere ich, dass hier die Bootsanlegestelle für einheimische Touristen ist. Mit Bussen reisen ganze Gruppen an, vermutlich um das"schwimmende" Kloster zu besuchen, das auf Pfählen mitten im See stehend Touristen und Pilger gleichermaßen anzieht. Interessant auch zu beobachten, dass die Essen/Souvenierverkäufer bei ihren Landsleuten viel penetranter sind als bei uns westlichen Touristen. Während ich dann noch alleine, umringt von 3 miauenden Katzen, meinen gebratenen Fisch verspeise, wandert mein Blick durch den Raum...und tatsächlich hängt zwischen den Bambusstangen ein Flachbildfernseher, der einen dieser scheinbar immer wieder gerne gesehenen koreanischen Metzelfilme zeigt.


Gässchen im Stelzendorf
Auf der Überholspur
Wenns regnet sind das Reisfelder
Reiswaffel gefällig.......?
oder lieber getrockneter Fisch?
Ein heißes Bad bei 30 Grad

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